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Unfallbeispiel: Stromschlag im Schaltschrank

Häufig kommt es zu Arbeitsunfällen an elektrischen Anlagen, wenn Sicherheitsmassnahmen missachtet werden. Oftmals fehlt auch die nötige Qualifizierung für die Arbeit an den entsprechenden Geräten. In unserem Fallbeispiel verunglückte ein Maschinenführer tödlich durch einen Stromschlag im Schaltschrank.

Inhalt

      Kurz und bündig

      Die Arbeit im Schaltschrank bringt viele Risiken mit sich. Wenn Sicherheitsvorkehrungen missachtet oder gar entfernt werden, kann es zu tragischen Betriebsunfällen kommen: Der Maschinenführer Alex J. verlor bei einem Stromunfall sein Leben.

      Dies führte zum tragischen Berufsunfall:

      • Alex J. kann als Unberechtigter den Schaltschrank öffnen, da die Zugangsberechtigungen in diesem Betrieb nicht klar geregelt sind.
      • Er ist weder berechtigt noch geschult, um Arbeiten an elektrischen Anlagen durchzuführen. Somit konnte er die Gefährdung nicht erkennen.
      • Er entfernt den Berührungsschutz.
      • Die Einspeisung, mit der er in Berührung kommt, steht nach wie vor unter Spannung. Er wird elektrisiert und kommt tragischerweise dabei ums Leben.

      Rekonstruktion des Unfalls

      Der gelernte Metallschlosser Alex J. arbeitet seit mehreren Jahren als Maschinenführer im Betrieb. Er kennt sich mit seiner Arbeit gut aus und gilt als sehr zuverlässiger Mitarbeiter. Deshalb rechnete auch niemand damit, dass er Opfer eines tragischen Arbeitsunfalls werden sollte.

      An diesem verhängnisvollen Tag möchte Alex J. seine Schweissanlage starten. Dies gelingt ihm aber nicht, ein Fehler scheint vorzuliegen. Alex J. überlegt nun, wie er das Problem am schnellsten beheben könnte. Er möchte mit seiner Arbeit beginnen und keine Zeit verschwenden. Er sucht den Betriebselektriker auf, um ihn um Hilfe zu bitten, doch dieser ist anderweitig beschäftigt. Deshalb beschafft sich Alex J. kurzum den Schlüssel zum Schaltschrank. Er vermutet, dass eine ausgelöste Sicherung das Problem sein könnte. Als erstes schaltet er den Hauptschalter aus. Was er jedoch nicht weiss, ist, dass damit nicht die ganze Anlage spannungsfrei ist und die Einspeisung noch immer unter Strom steht. Dann öffnet er den Schrank. Als er sich gerade auf die Suche nach der Ursache des Problems machen möchte, fällt ihm der Schrankschlüssel hinter die Schutzabdeckung der Einspeisekabel. Er entfernt die Schutzabdeckung und will nach dem Schlüssel greifen.

      Dabei begeht er jedoch einen verhängnisvollen Fehler, der ihn das Leben kostet: Er streckt den Kopf in den Bereich der Einspeisung und kommt in Kontakt mit den unter 400 Volt stehenden Teilen. Alex J. wird dabei heftig elektrisiert.

      Ein Arbeitskollege findet ihn kurz darauf leblos vor dem Schaltschrank liegen. Dieser ruft sofort einen Krankenwagen, doch die Rettungssanitäter können nur noch seinen Tod feststellen.

      Alex J. hinterlässt eine junge Familie, an deren Tisch ab diesem Tag ein Platz leer bleiben wird. Der Arbeitskollege, der Alex J. fand, erleidet einen Schock und muss psychologisch betreut werden.

      Analyse der Fehlerkette

      Wenn man den Fall «Alex J.» genauer anschaut, findet man mehrere Ursachen, die für diesen Arbeitsunfall verantwortlich waren.

      Unfallursache: Unbefugtes Öffnen des Schaltschranks

      Ganz am Anfang der Fehlerkette, die zu diesem Unfall führte, liegt ein erster grosser Fehler: Alex J. beschafft sich, ohne es vorher mit einem Vorgesetzten abzuklären, den Schrankschlüssel aus dem Maschinenbüro. Damit öffnet er den Schaltschrank, obwohl er dazu weder ausgebildet noch befugt ist.

      Alex J. öffnet den dargestellten Schaltschrank  mit dem Schlüssel, den er sich aus dem Maschinenbüro besorgt hat. Der Schlüssel in seiner Hand ist rot umkreist.

      Alex J. öffnet den Schaltschrank mit dem Schlüssel, den er sich aus dem Maschinenbüro besorgt hat. Der Schlüssel in seiner Hand ist rot umkreist.

      Unfallursache: Entfernen der Schutzabdeckung

      Alex J. möchte das Problem so schnell wie möglich aus der Welt schaffen, damit er mit seiner Arbeit fortfahren kann. Deshalb wartet er auch nicht wie vorgeschrieben auf den Betriebselektriker, der für Fälle dieser Art ausgebildet ist. Ungeduldig macht er sich selbst ans Werk und entfernt dabei eigenhändig eine Schutzabdeckung.

      Da der Schlüssel hinter die Schutzabdeckung gefallen ist, entfernt er diese und will nach dem Schlüssel greifen. Die entfernte Schutzabdeckung ist rot umkreist.

      Da der Schlüssel hinter die Schutzabdeckung gefallen ist, entfernt er diese und will nach dem Schlüssel greifen. Die entfernte Schutzabdeckung ist rot umkreist.

      Unfallursachen: Unvollständig ausgeschaltete

      Alex J. betätigt nun den Hauptschalter des Schaltschranks. Er geht davon aus, dass die Anlage danach spannungsfrei und somit auch sicher ist. Dies ist ein fataler Irrtum. Die Einspeisung steht nach wie vor unter Spannung und stellt eine grosse Gefahr für alle dar, die ihr zu nahe kommen.

      Alex J. steckt den Kopf in den Bereich der Einspeisung, um an den Schlüssel zu gelangen. Dabei kommt er in Kontakt mit unter Strom stehenden Teilen. Alex J. ist rot umkreist.

      Alex J. steckt den Kopf in den Bereich der Einspeisung, um an den Schlüssel zu gelangen. Dabei kommt er in Kontakt mit unter Strom stehenden Teilen. Alex J. ist rot umkreist.

      Präsentation zum Unfallbeispiel

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      Präsentation Unfallbeispiel: Stromschlag im Schaltschrank
      PDF, 729.39 KB

      Rechtliche Grundlagen

      • Information und Anleitung der Arbeitnehmer gemäss Art. 6 VUV

      • Der Arbeitnehmer muss die Weisungen des Arbeitgebers in Bezug auf die Arbeitssicherheit befolgen gemäss Art. 11 Abs. 1 VUV

      • Nur Sachverständige oder instruierte Personen dürfen Arbeiten an Starkstromanlagen ausführen gemäss Art. 67 Abs. 1 Starkstromverordnung

      • Bezeichnen der berechtigten Personen gemäss Art. 67 Abs. 2 Starkstromverordnung  

      • Vorbereiten der Arbeitsstelle nach den «fünf Sicherheitsregeln» gemäss Art. 72 Abs. 1 Starkstromverordnung

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