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19. Dezember 2022 | von Erika Rogger

Arbeiten bei Kälte: Das sollten Sie beachten

Kälte, Schnee und kürzere Tage können im Winter für gefährliche Arbeitssituationen im Freien sorgen. Wie Mitarbeitende und Vorgesetzte den Winter in den Griff bekommen, erklärt Adrian Bloch, Leiter Abteilung Arbeitssicherheit / Gesundheitsschutz der Suva.

Inhalt

      Interview mit Adrian Bloch, Leiter Abteilung Arbeitssicherheit / Gesundheitsschutz

      "benefit" 3_21 Rubrik "Meine Sicht"

      Adrian Bloch ist Arbeitsicherheitsspezialist und Bereichsleiter Bau bei der Suva

      Adrian Bloch, welche Gefahren birgt der Winter bei der Arbeit im Freien?

      Zum einen ist es die Glätte, die für Rutschgefahr sorgt. So müssen Verkehrswege und Arbeitsplätze frei von Eis und Schnee sein oder abgesperrt sein, um Stolper- und Absturzunfälle zu vermeiden. Hier ist es wichtig, dass Hilfsmittel wie Sand, Salz und Schneeschaufeln bereitstehen. Flächen, die nicht durchbruchsicher sind, müssen trotz Schnee zu erkennen und im Bereich von Arbeitsplätzen und Verkehrswegen abgeschrankt oder mit durchbruchsicheren Abdeckungen gesichert sein. Fahrzeuge und Maschinen müssen mit wintertauglichen Reifen, Schneeketten, Frostschutz und Beleuchtung ausgerüstet sein.

      Zum anderen sind es die kürzeren Tage, die morgens und abends eine gute Beleuchtung notwendig machen. Damit Mitarbeitende im Dunkeln gut sichtbar sind, empfehlen wir zudem bei der Arbeit im Freien Kleider mit grellen Farben und reflektierenden Streifen zu tragen. 

      Ist Kälte auch ein Risikofaktor für Unfälle?

      Durchaus. Draussen ist es vielleicht nicht nur kalt, sondern auch feucht und windig. Kälte beeinträchtigt den Körper und kann die Leistungsfähigkeit, die Beweglichkeit, und Geschicklichkeit der Mitarbeitenden einschränken. Glücklicherweise kann man dem entgegenwirken. Wintertaugliche Arbeitskleider, Schuhe, Handschuhe und Kopfschutz, zum Beispiel eine Unterziehhaube für den Helm, helfen. Und Baracken oder Container sollen beheizt werden können. Warme, alkoholfreie Getränke sollen abgegeben werden. An die äusseren Bedingungen angepasste Arbeitszeiten und Pausen helfen zusätzlich, dem Winter zu trotzen.

      Was empfehlen Sie den Vorgesetzten?

      Die Sensibilisierung der Mitarbeitenden für die speziellen Gefahren im Winter ist zentral, um Unfälle zu vermeiden. Das Personal soll über die speziellen Gefahren im Winter instruiert sein. Wichtig ist es, Verantwortliche für Schneeräumung oder das Streuen von Sand und Salz zu bestimmen. Und die Vorgesetzten sollen kontrollieren, was sie angeordnet haben. Ist die Gefahr zu gross, sagen wir Stopp und treffen vor dem Weiterarbeiten die erforderlichen Sicherheitsmassnahmen. Denn auch im Winter gilt: Arbeitssicherheit ist Chefsache.

      Welche Berufsgruppen sind dem Winter besonders ausgesetzt?

      Alle im Freien tätigen Berufsgruppen können an kalten Tagen gesundheitlich gefährdet sein. Und dies nicht nur durch die Unfallrisiken, sondern auch ganz einfach durch die herrschende Kälte und Feuchtigkeit. So beispielsweise Arbeitnehmende im allgemeinen Baugewerbe, im Tiefbau, in Forstbetrieben, im Transportgewerbe, «Skiliftbetreiber», Strassenunterhaltsarbeiter, auf oder im Wasser tätige Menschen wie Fischer, Seepolizei, Berufstaucher sowie in der Landwirtschaft oder bei der Gemeinde arbeitende Personen. Das Risiko für Kälteschäden steigt mit dem Alter oder mit dem Konsum von gewissen Medikamenten, Alkohol und Zigaretten. 

      Erfrierungen und Frostbeulen

      Bereits bei tiefen Plustemperaturen sind gesundheitliche Schäden möglich, wenn Wind und Feuchtigkeit die Hauttemperatur weiter hinabsetzen. Wangen, Nasen, Ohrmuscheln, Finger, Zehen, Hände und Füsse sind für Kälteschäden besonders anfällig. Wenn hier die Hauttemperatur unter 25°C fällt, verlangsamt sich der lokale Stoffwechsel. Gleichzeitig braucht der Körper für das Verrichten der Arbeit aber mehr Sauerstoff. Unter minus 3°C kann das Hautgewebe lokal vereisen d.h. erfrieren. Ein weiterer lokaler Kälteschaden ist die Frostbeule. Frostbeulen sind schmerzhafte, gerötete, juckende Hautschäden und das Gewebe ist dabei entzündet. 

      Tipps, um sich warm und trocken zu halten

      • Haut trocken halten
      • Warme Unterkünfte (beispielsweise Baracken oder Container) zum Aufwärmen zur Verfügung stellen
      • Feuchtigkeit transportierende Kleidung, Kopfbedeckung, Ohrwärmer, Handschuhe, warme Socken, Schals und wintertaugliche Schuhe tragen
      • Nasse, feuchte und einengende Unterwäsche und Kleider sofort wechseln
      • Handwärmer immer dabeihaben 

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