Der Mann, der nie stillsteht
Martin Bürgi liebt Bewegung: Sei es radelnd auf einem seiner sechs Velos, fliegend mit seinem Gleitschirm oder denkend bei der neuen Tarifierung der Luftfahrtbranche. Doch es gibt auch Momente des Innehaltens.
Inhalt
Wenn Martin Bürgi eines mag, dann ist es Bewegung. Und zwar in jedem Lebensbereich. Seine grosse Leidenschaft ist das Velofahren. Er ist stolzer Besitzer von sechs Velos für alle möglichen Gelegenheiten: Sei es schnelles Fahren auf der Strasse oder auf Kies, bei Regen oder bergauf mit dem Mountainbike. Besonderes Vergnügen bereitet ihm sein Liegevelo, mit welchem er früher regelmässig von Zug nach Luzern zur Arbeit pendelte. Heute macht er das noch einmal pro Woche mit dem Gravelbike, weil es im Stadtverkehr etwas besser sichtbar ist. Für einen Weg benötigt er immerhin eine knappe Stunde und er ist sehr froh, dass die Suva mit einer guten Dusche und Umkleide aufwartet.
Bewegung auf zwei Rädern
Die Leidenschaft für die Fortbewegung auf dem Zweirad begleitet ihn schon ein Leben lang. So hat er bereits in jungen Jahren die Rad-Rekrutenschule absolviert und da bei viele Rad-Kilometer sammeln können. Eine seiner eindrücklichsten Rad-Erfahrungen machte er am Pragelpass: An einem autofreien Velotag kämpfte er sich in guter Form auf den steilen Pragelpass und wurde von einem Paracyclisten eingeholt. Der Mann hatte nur ein Bein und war damit gleich schnell unterwegs mit seinem Rennvelo wie der gut trainierte Martin.
Bis heute ist der davon schwer beeindruckt, da der Mann, mit dem einen Bein die doppelte Leistung erbringen musste, um gleich schnell zu sein wie er. Er ist überzeugt, dass er es so nie über den Pass geschafft hätte. Das ist der Grund, warum er sich bei der Suva um ein Ticket für die Para-Cycling-Strassen-Weltmeisterschaft, beworben hat, die am 28. September in Zürich stattfand. Dort sponsorte die Suva die Para- Cycling-Rennen. Gerne wollte er die Power der Athleten und Athletinnen einmal aus nächster Nähe miterleben.
Stillstand
Doch ausgerechnet an der Rad- und Para-Cycling-WM in Zürich steht die Welt einen Moment lang still. Das Nachwuchstalent Muriel Furrer verunglückt im Rennen der Juniorinnen schwer und erliegt einen Tag später ihren Verletzungen. Martin besucht die Rennen am Samstag und hat dabei verschiedene Empfindungen: «Auf der einen Seite sehe ich diese sensationellen Leistungen der Sportlerinnen und Sportler, auf der anderen Seite spüre ich die tiefe Trauer um Muriel Furrer und bin sehr nachdenklich, wenn ich die Fahrerinnen und Fahrer an mir vorbeiziehen sehe.»
Nach den Rennen hatte Martin das Glück, Para-Athlet Roger Bollinger zu treffen. Dieser fuhr auf den 11. Platz in seiner Kategorie. Eine herausragende Leistung, denn Roger Bollinger hat nur ein Bein, im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten. Dass sich der Para-Athlet trotz der emotionalen Umstände Zeit nahm, Martin zu treffen, rechnet er ihm hoch an: «Für die teilnehmenden Athletinnen und Athleten war es sicher eine schwierige Situation. Wir hatten ein schönes Gespräch: Wir haben übers Gleichgewicht beim Fahrradfahren geredet, aber auch über meine Aufgabe bei der Suva.»
Der Unfall von Muriel Furrer hallt in Martin nach. Und so steht er ein weiteres Mal nicht still, sondern gedenkt Muriel Furrer, indem er spontan am Memorial Ride für die junge Athletin teilnimmt. «Trotz Kälte und Dunkelheit am frühen Morgen war die Stimmung sehr bewegend. In der Gegend um Zumikon brach die Sonne durch den Nebel. Ein eindrucksvolles Bild.»
Kein Stillstand im Kopf
Bei seiner Arbeit in der Suva ist Martin mehr im Kopf in Bewegung. Er ist Teamleiter in der Abteilung Versicherungstechnik und mit dem siebenköpfigen Team u. a. zuständig für die Bemessung der Unfallprämien der Eisenbahnen und der Luftfahrt in der Schweiz. Das heisst, er legt jedes Jahr die Prämien fest, die in diesen Kollektiven aufgrund der aktuellen Risikoberechnungen erhoben werden müssen, um die prognostizierten Unfallkosten zu decken. Dafür besucht er die Betriebe regelmässig und lässt sich die Gegebenheiten vor Ort zeigen. Sein beruflicher Hintergrund als Produktionsingenieur kommt ihm da sehr entgegen. Den Austausch mit den Kundinnen und Kunden findet er besonders spannend in seinem Arbeitsalltag und natürlich freut er sich, wenn er so in der Schweiz unterwegs sein kann.
Quer durch die Welt auf vielen Rädern
Auch privat ist das Reisen mit dem Zug eine Leidenschaft von Martin. Er ist schon vom nördlichsten Bahnhof Europas in Narvik (Norwegen) zum südlichsten in Algeciras (Spanien) gefahren. Und mit einem Freund von der Suva hatte er eine Challenge laufen, wer als Erster alle fünfzig Staaten der USA bereist haben würde. Auch die acht Reisen, die er dafür über die Jahre brauchte, hat er, wenn immer möglich, mit dem Zug zurückgelegt. Auch seine drei Kinder und seine Frau begleiten ihn oft und gerne auf den diversen Reisen. Der älteste Sohn hat die Passion für die Eisenbahn geerbt und wird sein Berufsleben im Zug verbringen: Er lässt sich gerade zum Lokführer ausbilden.