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4. Juli 2022 | von Caspar Türler

10 Open Air Survival-Tipps

Sommerzeit ist Open-Air-Zeit, die Freude auf Live-Musik im Getümmel gross. Da wird schon nichts passieren? Mit diesen Tipps bleibt der Festival-Sommer mit Sicherheit in guter Erinnerung.

Inhalt

Jede Exkursion verdient eine gute Vorbereitung. Selbst wenn die Exkursion «nur» ein Open Air ist - auch dies kann tückisch sein. Wir haben Expertinnen und Experten – vom Akustiker bis zum Festival-Profi – befragt, wie man solche Grossanlässe am besten «überlebt». Damit du die Tage und Nächte unter freiem Himmel reuelos geniessen kannst.

1. Wann, wohin, mit wem?

Es gibt Festivals für jeden Geschmack und jedes Budget. Vergleiche die Daten, Line-Ups, Kosten, deine Anreise- und Übernachtungsmöglichkeiten und frag im Kollegenkreis oder auf Plattformen, wer Lust hat, mitzukommen. Zu zweit oder mehr macht der Besuch nicht nur mehr Spass. Man kann sich auch helfen und abwechseln beim Zelte Aufbauen, Schlange stehen vor den Ständen, zusammen grillen oder chillen. In der Gruppe bist du auch sicherer – vorausgesetzt, ihr schaut zueinander.

2. Pfeif nicht aufs Gehör!

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An Open Airs wird der Sound satt aufgedreht – aber nur im Rahmen des Erlaubten. Seit Juni 2019 gelten erweiterte Auflagen des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Veranstalter von Konzerten, Open Airs und Festivals mit einer Lautstärke von über 93 dB (Dezibel) im Stundendurchschnitt sind verpflichtet, Gehörschutz gratis abzugeben. Meist sind dies günstige, grellfarbene Schaumstoffpfropfen. Sie dämmen stark und eignen sich durch ihre Charakteristik eher als Gehörschutz bei Lärm in industrieller Umgebung (oder zum ungestört Schlafen) als für den Musikgenuss. Mit den gelben Pfropfen hört man eine breiige, dumpfe Geräuschkulisse, aber immer noch besser als gar kein Gehörschutz.

Wer Musik liebt und gesundheitsbewusst ist, ersteht am besten einen Gehörschutz mit linearer Dämmcharakteristik, was zu einem klangneutralem Verhalten führt. Dank seiner gleichmässigen Schalldämmung von SNR 16 dB (im Mittel) über alle Frequenzen verfälscht er die Musik nur wenig und bietet, bei korrekter Anwendung, genügend Schutz vor hohen Schallpegeln. Ausser natürlich direkt vor den Lautsprechern.

Statt aus Vollschaumstoff besteht der klangneutrale Pfropfen aus drei vorgeformten, konischen Gummi-Lamellen, die anhand des Stöpselgriffs problemlos ins Ohr gedrückt und herausgezogen werden können. Die Suva empfiehlt ihn nicht nur Konzertgästen, sondern auch Musikerinnen und Musikern. Für Kinder eignen sich spezielle Gehörschutzkapseln (bekannt als Pamir oder Peltor), die der Kinderkopfgrösse angepasst sind. Alle erwähnten Artikel sind auf der Plattform sapros.ch unter  Gehörschutz für Konzertbesucher

  erhältlich.

Gute Musik hat nichts mit Lautstärke zu tun

Verschiedene Fachpersonen, vom Akustiker über die Tontechnikerin bis zum Produzenten erklären, wie knackiger Sound entsteht - auch auf kleinen Bühnen.

Gute Musik hat nichts mit der Lautstärke zu tun – Suva – Suv.mp4 - Cover

Wann ist es zu laut?

Faustregel: Wenn du dich mit einer Person, die 1m von dir entfernt steht, nicht mehr normal unterhalten kannst.

Alarmsignale des Gehörs:

Wenn du nach einem Konzert das Gefühl von «Watte in den Ohren» hast oder vorübergehend Pfeifgeräusche hörst, sind das Indizien für eine Überbelastung des Gehörs. Verschwinden diese Symptome nicht innert 24 Stunden, solltest du unbedingt einen Ohrenarzt aufsuchen!

Weitere Informationen: Gehörschutzmittel für Musiker und Musikerinnen sowie für Gäste bei Musikveranstaltungen.

3. Wertsachen (ver-)sichern

Für Portemonnaie, Handy, Selfiestick, Ladekabel, Sonnen- und Wetterschutz sowie Getränke und Snacks ist ein kleiner Rucksack oder ein grosser Hüftbeutel ideal. Im Gedränge schnallst du ihn einfach vor den Bauch, damit du alles im Blick hast. Erstelle zuhause eine Sicherungskopie der wichtigsten Handy-Daten, Musik, Kontakte und Fotos für den Fall, dass dir dein Mobiltelefon kaputt geht oder abhandenkommt. Wer keine Diebstahl- oder Hausratsdeckung hat, kann für die Festival-Saison bei vielen Versicherern eine Police abschliessen, die auch Schäden durch Naturereignisse miteinschliesst.

4. Sonne, Regen und Schlamm

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An einem Open Air bist du, wie der Name sagt, dem Wetter ausgeliefert, solange du nicht unter einem Dach oder Zelt stehst. Um dir weder Sonnenbrand noch Erkältung zu holen, hast du am besten eine zusammenfaltbare, leichte Jacke, Sonnencrème mit hohem Schutzfaktor und eine Kopfbedeckung dabei. Dazu im Zelt Ersatzkleider, am besten in Plastiksäcke verpackt.

Das einfachste Mittel, um abzukühlen, ist, in den Schatten zu stehen und viel zu trinken. Wenn das nicht geht – zum Beispiel in der Masse vor der Bühne – benutze einen Wassersprüher, wie du ihn für Zimmerpflanzen kennst, um Kopf und Haut zu netzen.

Erstaunlich: Auch bei bewölktem Himmel kannst du einen Sonnenbrand kriegen. Anders gesagt: Für UV-Schäden muss es nicht heiss sein und tägliches Eincremen ist im Sommer Pflicht, egal wie das Wetter wird.

Mehr dazu in unserem Flyer «Sonnenschutz: das Wichtigste in Kürze» sowie die Seite «Sonne, Hitze, UV-Strahlen und Ozon».

5. Bequem gehen und stehen

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Das richtige Schuhwerk ist am Open Air entscheidend. Natürlich verlockt der Sommer zum Tragen von Badelatschen, Flipflops, Espadrilles oder Sandalen. Aber im Schweizer Sommer ist Regen praktisch unvermeidlich. Dann werden abgelaufene Grasstellen und Vertiefungen im Gelände zur Rutschpartie.

Besser trägst du dann Turnschuhe oder leichte Trekkingschuhe, die Halt geben und gegen Verletzungen durch Scherben, Zeltheringe etc. schützen. Wenn deine Schuhe durchnässt sind, hilft zerknülltes Zeitungspaper, sie zu entfeuchten. Auf Nummer sicher gehst du mit Gummistiefeln. Für manche stellt sich das richtige OpenAir-Feeling erst beim Waten durch den Matsch ein!

6. Clever essen und trinken

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Auch beim Musikhören ist die körperliche Regeneration wichtig. Gegen den Durst helfen isotonische Durstlöscher übrigens besonders gut – ebenso gegen einen Kater! Besonders, wenn du lange in der Masse vor der Bühne hüpfst, ist die Gefahr gross, ohne Getränk einen Schwächeanfall durch zu wenig Flüssigkeit zu erleiden – pack eine Trinkflasche und zwei Energieriegel ein.

7. Hygiene und Parasiten

Eine Packung feuchte Erfrischungstücher, Desinfektionsmittel sowie Papiertaschentücher und Toilettenpapier sollten neben Duschmittel und Zahnputzzeug mit ins Necessaire. Dazu Tabletten gegen Kopfschmerzen, Pflaster und Salbe für kleine Verletzungen.

Da du draussen bist, ist auch ein Mückenspray empfehlenswert. Wenn du zudem durchs hohe Gras gelaufen oder unter Bäumen gestanden bist, suche dich nach Zecken ab und entferne sie schnellstmöglich mit einer spitzen Pinzette. Schau dabei darauf, dass der Kopf nicht in der Bisswunde stecken bleibt. Weitere Informationen gibt’s in der Suva Zeckenbroschüre.

Gegen andere «ungebetene Festivalbesucher» helfen im Notfall Signalpfeifen und Pfeffersprays. Letztere fallen zwar nicht unters Waffengesetz, jedoch unter das Chemikalienrecht und können deshalb nur von Personen über 18 Jahren gekauft werden.

8. My tent is my castle

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Falls du übernachten willst: Dein Zelt sollte leicht, gross genug, einfach zu montieren und natürlich wasserdicht sein. Stelle es vor Ort auf einen ebenen oder leicht abfallenden Untergrund, jedoch nie in eine Mulde, wo sich Regenwasser und Schlamm sammelt und auch nicht neben den Toi-Tois oder Gehwegen – Besucher könnten über deine Spannseile stolpern.

Profis positionieren den Zelteingang gegen Osten – weil Wind und Regen meist aus Westen kommen. Iso-Matte, Schlafsack und Taschenlampe brauchts natürlich auch. Per Bluetooth-Boombox sorgst du für deinen eigenen Sound am Festival. Und mit Grill, Klappstühlen, Tisch und Zelt-Pavillon kannst du dein Camp beliebig erweitern.

9. Information & Strom

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Informiere dich vor und während des Festivals, was wo läuft. Sag deinen Kolleginnen und Kollegen, wo du hingehst und auch deinen Angehörigen zuhause.

Behalte dein Handy auf Empfang, lade es, wenn nötig, an einer öffentlichen Station oder mit einer mitgebrachten Powerbank. Ideal sind Solar-Ladegeräte. Sie kosten ca. 30 CHF, sind kaum grösser als ein Mobiltelefon und haben bis zu 10’000 mAh Akku-Kapazität – genug, um zwei Handys zu laden, je nach Gerät sogar gleichzeitig. An grösseren Open-Airs stehen auch Ladestationen zur Verfügung. So stellst du sicher, dass du im Notfall telefonieren und Hilfe holen kannst.

10. Unfallsicherheit und Solidarität

Unfallprävention beginnt bei dir selbst. Schau auf dich – aber auch auf die anderen. Kollabiert dein Nachbar fast vor Hitze? Ist jemand verletzt oder bestohlen worden? Hilf und hole Hilfe. Dazu solltest du immer wissen, wo der nächste Sanitätsposten und die Festivalleitung sind. Es versteht sich von selbst, dass vor der Bühne das stärkste Gedränge herrscht – wenn es dir unangenehm wird, geh weiter nach hinten.

Bei Wolkenbruch suchst du am besten einen Unterstand, bis der Regen vorbei ist.

Halte dich zudem über Social Media auf dem Laufenden und beachte die Durchsagen der Festivalorganisation. Wenn du keinen Wetterschutz findest, ist auch dein Auto ein guter Zufluchtsort. Durch Einschalten der Warnblinkanlage signalisierst du Solidarität – nämlich, dass du noch freie Sitzplätze für andere Festivalbesucher hast.

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