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11. Februar 2019 | von Daniel Schriber, Nadia Gendre, Regina Pinna-Marfurt

Unfallfrei trotz Übermut

Lernende haben verglichen mit den übrigen Angestellten ein erhöhtes Unfallrisiko. Aus diesem Grund sollten schon früh die Weichen für eine sichere Lehrzeit gestellt werden. Wie das geht, verrät unser Artikel.

Inhalt

      Arbeitssicherheit ist während der Lehre ein wichtiges Thema. Klar ist jedoch: Mit Regeln und Verboten alleine ist es nicht getan.

      Lernende haben verglichen mit den übrigen Angestellten ein entscheidend erhöhtes Unfallrisiko: Pro Jahr verunfallen rund 25 000 von ihnen. Es ist deshalb zentral, dass Lernende schon von Anfang an systematisch in die Sicherheitsregeln ihres Berufs und Betriebs eingeführt werden – und dabei auch lernen, bei Gefahr oder in unsicheren Situationen STOPP zu sagen. Ein wichtiges Element der Präventionsarbeit ist die Zusammenarbeit mit den Berufsbildnern und Vorgesetzten in den Betrieben. «In der Lehre werden die Weichen für eine unfallfreie Zukunft gestellt», sagt Paul Looser, Kampagnenleiter «Sichere Lehrzeit» bei der Suva. Die Arbeit eines Berufsbildners sei mit der eines Coaches im Sport zu vergleichen. 

      Gefühlsschwankungen verschlechtern Konzentration

      Ein guter Berufsbildner bringe denn auch mehr mit als «nur» Fachkompetenz: «Es braucht Geduld, Ausdauer und Verständnis», weiss Paul Looser. Dies nicht zuletzt deshalb, weil sich die jungen Erwachsenen in der Regel in einem ganz besonderen Lebensabschnitt befinden – oder anders formuliert: Das Gehirn von Jugendlichen gleicht einer Dauerbaustelle.

      Wie stellt man sicher, dass Regeln eingehalten werden?

      Das betont auch der renommierte Hirnforschers Prof. Dr. Lutz Jäncke vom Psychologischen Institut der Universität Zürich. «Bei Jugendlichen befinden sich bestimmte Hirngebiete in einem Reifungsprozess.»

      Eine Folge davon sind starke Gefühlsschwankungen, was zu Unkonzentriertheit und Nachlässigkeit führen kann. «Und dann wird es gefährlich.»

      Mit Regeln und Verboten ist es nicht getan

      Laut Lutz Jäncke bietet das Alter der Lernenden aber auch grosse Chancen: «Nie mehr im Leben wird ein Mensch so fasziniert sein von einem anderen Menschen. Lehrer sind erfolgreich, wenn sie ihre Auszubildenden verstehen und begeistern können.» Um dieses Ziel zu erreichen, müsse man die Jugendlichen von einer Sache überzeugen. Natürlich brauche es auch Regeln und Verbote – doch diese allein führten nicht zum Erfolg. 

      «Berufsbildner müssen Vorbilder sein – und zwar in jeder Hinsicht.»

      Prof. Dr. Lutz Jäncke, Hirnforscher

      Seinen Schutzhelm zum Beispiel wird der Lernende nur dann tragen, wenn dies auch der Berufsbildende sowie die anderen Mitarbeitenden tun. Und wenn ihm auf verständliche Weise erklärt wird, weshalb er dies tun soll. 

      Suva zählt auf Berufsbildner

      Die Berufsbildner sind wichtige Partner der Suva. Sie übernehmen bei der Umsetzung der Massnahmen eine entscheidende Rolle – und das nicht nur im Betrieb, sondern auch darüber hinaus. «Die Sensibilisierung für Sicherheitsthemen endet nicht mit dem Feierabend», betont Paul Looser. Der Kampagnenleiter ergänzt: «Junge Erwachsene haben Ecken und Kanten – Rückschläge gehören zum Alltag. Gelingt es, den jungen Menschen etwas auf den Weg zu geben, ist dies für alle Beteiligten bereichernd.»

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      Die technikinteressierte Jasmine Fischer macht die Lehre als Polymechanikerin bei der Komax AG.

      Jasmine Fischer (3. Lehrjahr)

      «Ich spielte lieber mit ferngesteuerten Autos.»

      Jasmine Fischer

      Die Komax AG mit Sitz in Dierikon beliefert weltweit Kunden mit Maschinen und Anlagen aller Automatisierungs- und Individualisierungsgrade. Das globale Umfeld reizt die angehende Polymechanikerin Jasmine Fischer. Technik habe sie schon immer fasziniert, sagt die 18-Jährige. «Statt mit Puppen spielten meine Schwester und ich mit ferngesteuerten Autos.» Da sie aber nicht nur mit Motoren spielen, sondern auch verstehen wollte, wie sie funktionieren, entschied sie sich für eine Ausbildung zur Polymechanikerin. Besonders die Arbeit mit der CNC-Maschine findet sie «mega spannend». Weniger spannend – aber genauso wichtig – ist die Sicherheit im Betrieb. So bindet sie ihre Haare konsequent zusammen, damit sie sich nicht in einer Maschine verheddern. «Die Sicherheit am Arbeitsplatz ist das A und O», betont Berufsbildner Peter Bünter. Bei der Umsetzung der Regeln setzt Komax aber nicht nur auf Ge- und Verbote. «Wir versuchen stets zu erklären, warum wir etwas tun oder verlangen.» In seinen 30 Jahren im Betrieb hat Bünter mit vielen Lernenden zusammengearbeitet. «Die jungen Leute von heute sind weder dümmer noch geschickter als früher – sie sind einfach anders.» Gleich geblieben ist die Art, wie er mit den Lernenden umgeht. Fachkompetenz, Geduld, Empathie – und eine gelebte Vorbildfunktion: Das sind Bünters Grundrezepte für eine gelungene Lehrzeit.

      Weiterführende Informationen

      Erfahren Sie mehr über unsere Kampagne für eine Sichere Lehrzeit.

      «Safety Flash»– 10 Minuten investieren bringt grosse Wirkung.

      Der Berufsbildner – Vertrauensperson und Schlüsselfigur.

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