So kämpft die Suva gegen die Firmenbestatter
Die Fälle von sogenannten «Firmenbestattungen» häufen sich – mit Folgen für die ehrlichen Prämienzahler. Die Suva handelt.
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Die «KGips AG» kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten: Gleich zwei wichtige Kunden haben ihre Aufträge storniert. Der Eigentümer Philipp K. ist verzweifelt. Er kann die Löhne seiner Mitarbeitenden nicht mehr bezahlen und die Versicherungsprämien der Suva erst recht nicht. An dieser Stelle müsste er eigentlich Konkurs anmelden. Doch Philipp K. fürchtet die Konsequenzen. Im Internet stösst er auf die Seite eines Juristen, der eine «einfache und saubere» Lösung anbietet: Ein neuer Geschäftsführer übernimmt das Unternehmen für nur 6’000 Franken. Damit wird die Insolvenzantragspflicht auf die neue Leitung der Firma übertragen. Philipp K. muss sich um seinen Ruf keine Gedanken mehr machen und kann eine neue Firma gründen. Er ist froh, eine Lösung gefunden zu haben, die keinen Schaden anrichtet. Oder irrt er sich da?
Gläubiger wie die Suva haben das Nachsehen
Was Philipp K. nämlich nicht weiss: Das Vorgehen des Juristen ist nicht ganz so sauber, wie er auf seiner Homepage vorgibt. Erst benennt er die Firma um und verlegt sie in einen anderen Kanton. Dann macht er aus dem Gipsergeschäft eine Carrosserie. So kann er hinauszögern, dass die Suva und andere Gläubiger ihr Geld einfordern. Dem Scheingeschäftsführer bezahlt er 1500 Franken. Diesen kümmert es wenig, was aus der Firma wird. Er bestellt noch fünf Tablets und zehn Handys auf Firmenkosten. Nach kurzer Zeit wird das Unternehmen dann von Amtes wegen aufgelöst. Nun haben die Gläubiger keine Chance mehr, ihr Geld zurückzuerhalten.
Fälle häufen sich
Neben Unternehmern und Unternehmerinnen, die ihre Firma aus Überforderung und Unwissen einem sogenannten «Firmenbestatter» verkaufen, gibt es auch organisierte Netzwerke. Diese bezahlen systematisch und bewusst Verpflichtungen wie beispielsweise Unfallversicherungsprämien nicht. «In den letzten Jahren haben die Fälle von betrügerischem Konkurs und Misswirtschaft deutlich zugenommen», sagt Thomas Bächler, Bereichsleiter Prämienservices bei der Suva. Etwa zwei Drittel der betroffenen Firmen sind bei der Suva versichert. Allein die grössten dieser Fälle haben den ehrlichen Prämienzahler in den letzten Jahren 5.5 Millionen Franken gekostet. Der Schaden für den Werkplatz Schweiz ist um ein Vielfaches höher.
So reagiert die Suva darauf
Thomas Bächler: «Wir wollen unsere ehrlichen Prämienzahler schützen. Deshalb versuchen wir, solche Machenschaften mit präventiven Massnahmen zu verhindern.» Das tut die Suva beispielsweise, indem sie unerfahrene Geschäftsführer auf die Buchhaltungspflicht hinweist. Bei länger bestehenden Firmen besteht die Möglichkeit, die Buchhaltung zu überprüfen – sofern diese vorhanden ist. Solche Massnahmen greifen jedoch nur, wenn eine Person die Firma nicht schon mit der Absicht gründet, diese in den Ruin zu treiben. In solchen Fällen bleibt oft nur eine Strafanzeige. Die Suva hat in den letzten Jahren diverse Strafanzeigen gegen «Firmenbestatter» gestellt. In ersten Fällen liegen Verurteilungen vor, in vielen laufen die Untersuchungen jedoch noch. «Wir sind überzeugt, dass Strafanzeigen präventive Wirkung haben», betont Thomas Bächler.
Versicherungsmissbrauch? Nein Danke!
- Beziehen Personen durch bewusst falsche oder unterschlagene Angaben Leistungen, die ihnen nicht zustehen, liegt Versicherungsmissbrauch vor.
- Die Suva bearbeitet Verdachtsfälle seriös und überprüft die Einreichung einer Strafanzeige.
- Die konsequente Bekämpfung von Versicherungsmissbrauch schützt die grosse Anzahl ehrlicher Versicherter und spart Millionenbeträge.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite Versicherungsmissbrauch