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16. August 2022 | von Arabelle Frey

Unsere Kunden profitieren 2023 erneut von ausserordentlich tiefen Prämien

Die Suva erstattet im Jahr 2023 wiederum Überschüsse in Form von tieferen Prämien. CEO Felix Weber und Suva-Ratspräsident Gabriele Gendotti erklären die Gründe.

Inhalt

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      Das Wichtigste in Kürze

      • Die Suva ist kein gewinnorientiertes Unternehmen und gibt Gewinne in Form von Prämienreduktionen zurück
      • Dank überschüssigen Kapitalerträgen profitieren Betriebe und Versicherte im Jahr 2023 von ausserordentlich tiefen Prämien
      • Im Durchschnitt beträgt die Reduktion der Bruttoprämien 7,6 Prozent (BU) und 0,3 Prozent (NBU)
      • Je nach Risikoklasse kann es zu unterschiedlichen Ausprägungen kommen
      • Die Prämien werden mittelfristig auf ein normales Niveau steigen

      Felix Weber, die Suva schaut auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Wie profitieren die Kundinnen und Kunden davon?
      Weber: 2021 war ein sehr gutes Börsenjahr mit einer Rendite von 7,5 Prozent, dementsprechend hoch war das Anlageergebnis der Suva. Zudem zeigte sich, dass eine günstige Risikoentwicklung im Schadenverlauf zu tendenziell hohen Ausgleichsreserven in vielen Versicherungsklassen führte. Beides, die hohen Kapitalerträge sowie die Auflösung der erwähnten Ausgleichsreserven, hat zu Überschüssen geführt. Diese gibt die Suva, als nicht gewinnorientierte Sozialversicherung, in Form von Prämienreduktionen weiter. 2023 werden unsere Kundinnen und Kunden somit von ausserordentlich tiefen Prämien profitieren.

      Herr Gendotti, als Präsident des Suva-Rats können Sie das sicher ausführen, ab wann es zu Überschüssen kommt?
      Gendotti: Sehr gerne. Damit die Suva ihren zukünftigen Verpflichtungen wie z.B. Renten-, Heilkosten oder Taggeldleistungen jederzeit nachkommen kann, hat der Gesetzgeber die Untergrenze der Solvenz (siehe Box) bei 100 Prozent festgelegt. Die Obergrenze hingegen legt der sozial-partnerschaftlich organisierte Suva-Rat fest. Momentan liegt sie bei 180 Prozent. Die Bandbreite von 80 Prozent ist notwendig, um Schwankungen beim Schadenverlauf und vor allem bei den Kapitalanlagen auszugleichen. So können wir auch die Prämien stabil halten. Die Mittel aber, die über den 180 Prozent liegen, scheidet die Suva für Erstattungen an ihre Versicherten aus. Bereits in den Jahren 2019, 2020 und auch 2022 profitierten die Versicherten von solchen Erstattungen. Für die Solvenz der Suva ist die Gesamtheit der Eigenmittel massgeblich, also die Summe aus Rückstellungen und Reserven.

      Was heisst das genau in Zahlen, Herr Weber?
      Weber: Die Suva hat letztes Jahr mehrere Milliarden Franken überschüssige Kapitalerträge erwirtschaftet und als Reserve zurückgestellt. Wie Gabriele Gendotti erklärt hat, entscheidet der Suva-Rat über deren Verwendung. Für 2023 gewährt der Suva-Rat die maximal zulässige Prämienreduktion von 20 Prozent sowohl in der Berufs- wie auch in der Nichtberufsunfallversicherung (BUV/NBUV). Total sind das 824 Millionen Franken überschüssige Kapitalerträge, die wir an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben.  Hinzu kommen 39 Millionen Franken aus den überschüssigen Ausgleichsreserven.

      Alles zur Prämienberechnung

      Und was passiert mit den übrigen zurückgestellten Kapitalerträgen?
      Gendotti: Sie müssen sehen, der Krieg in der Ukraine und die momentanen Verwerfungen an den Finanzmärkten bergen hohe Risiken. Unser oberstes Ziel ist es, die gesetzlichen Finanzierungsvorgaben für unsere Versicherten einzuhalten. Aus gesetzlichen Gründen und im Interesse unserer Versicherten entscheiden wir deshalb immer nur von Jahr zu Jahr, wie wir die überschüssigen Mittel verwenden sollen. Ausschlaggebend sind dabei der Schadenverlauf sowie die Entwicklung auf den Finanzmärkten. 

      Herr Weber, Sie sprachen von sehr hohen ausserordentlichen Prämiensenkungen. Was heisst das nun für den einzelnen Betrieb?
      Weber: Im Durchschnitt profitieren die versicherten Betriebe im Prämienjahr 2023 tieferen Bruttoprämien von –7,6 Prozent in der Berufsunfallversicherung und –0,3 Prozent in der Nichtberufsunfallversicherung. Wir sagen im Durchschnitt. Die Prämiensätze auf Betriebsebene hängen grundsätzlich von der eigenen Risikosituation sowie der jeweiligen Branche ab. Die Prämienmassnahmen 2023 fallen deshalb nicht für alle Versicherungsklassen und Betriebe positiv aus. Für gewisse gibt es auch Prämienaufschläge, weil es bei ihnen zu negativen Entwicklungen gekommen ist.  

      Immer noch tiefere Bruttoprämiensätze sind beinahe zum Normalfall geworden. Geht das so weiter oder folgen bald Prämienerhöhungen?
      Weber: Leider können wir nicht für jedes Jahr Prämienreduktionen garantieren. Zurzeit befinden wir uns in einer ausserordentlichen Erstattungsphase. Die Erstattungen der Überschüsse führt sogar dazu, dass die Prämien tiefer liegen als zur Deckung der Unfallkosten im Normalfall notwendig wäre. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Prämien, sobald die Erstattungen aus den Überschüssen ausgeschöpft sind, mittelfristig wieder auf ein normales Niveau zurückkehren werden.
      Gendotti: Natürlich ist es so, dass die Betriebe steigende Prämiensätze im ersten Moment als höhere Prämien wahrnehmen werden. Aber eigentlich handelt es sich um das Ende einer ausserordentlichen Erstattungsphase. Wie Felix Weber sagt, es ist dann die Rückkehr zum Normalfall, das heisst zu einer risikogerechten Prämie. Das oberste Ziel der Suva ist die Ansprüche der Versicherten jederzeit und lebenslang zu schützen. 

      Wo profitieren die Kundinnen und Kunden zusätzlich?
      Weber: Die Suva investiert gezielt in die Digitalisierung und Effizienzsteigerungen. Das hält die Betriebskosten trotz steigenden Anforderungen stabil. So können wir ab 2023 zusätzlich die Verwaltungskosten in der Nichtberufsunfallversicherung um 0,25 Prozentpunkte senken. Es ist uns wichtig, unseren Betrieb kundenorientiert und effizient zu gestalten. Die Digitalisierung, insbesondere der automatisierte Datenaustausch zwischen unseren Kundinnen und Kunden, ist ein Schlüssel dazu.
      Gendotti: Und vergessen Sie nicht, die Sozialpartner respektive die Vertreter der Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden handeln im Suva-Rat gemeinsam die bestmöglichen Lösungen für die Betriebe sowie für die Versicherten aus. Dieser Gemeinsinn ist eine grosse Stärke der Suva und trägt massgeblich zu einem gesunden Werkplatz Schweiz bei.

      Was ist der Solvenzquotient?

      Der Bund schreibt einen Mindestwert für den Solvenzquotienten von 100 Prozent vor. Die Suva muss also jederzeit mindestens so viele Eigenmittel halten, dass sie ein Schadenereignis, wie es nur einmal alle hundert Jahre vorkommt, ausgleichen kann. Ist dieser Mindestwert unterschritten, so müssen Sanierungsmassnahmen in Form von Prämienerhöhungen ergriffen werden.


      Damit umgekehrt nicht zu viele Eigenmittel gebunden werden, legt der Suva-Rat eine Obergrenze für den Solvenzquotienten fest. Gemäss Beschluss vom November 2021 beträgt diese aktuell 180 Prozent. Eigenmittel, welche diese Obergrenze überschreiten, werden in Form tieferer Prämien an die Versicherten erstattet.


      Überschreitungen der Obergrenze kommen aufgrund von ausserordentlich hohen Anlageerträgen zu Stande. Daher werden Erstattungen, die sich aus der Überschreitung der Obergrenze ergeben, auch als «Erstattung überschüssiger Kapitalerträge» bezeichnet.

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