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31. Oktober 2017 | von

Abstürze von Dächern enden oft fatal

Jeder dritte Berufsunfall mit bleibenden Schäden oder Todesfolge ist ein Absturzunfall. Fakt ist: Der Mensch ist bei einem Absturz nicht in der Lage, den Aufprall zu beeinflussen. Unfallforscher Markus Muser erklärt warum und was ein Absturz mit dem russischen Roulette gemeinsam hat.

Inhalt

      «Man kann den Sturz nicht beeinflussen»

      Markus Muser, Unfallforscher bei der Arbeitsgruppe für Unfallmechanik AGU

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      Herr Muser, Sie haben im Auftrag der Suva Absturzunfälle analysiert. Wie sind Sie vorgegangen?
      Mit Hilfe von Computersimulationen haben wir das Verletzungsrisiko bei Abstürzen verdeutlicht. Das Programm nennt sich Madymo und wird auch in der Automobil-Industrie für Crashtests verwendet. Vorbereitend hat die Suva bereits registrierte Unfälle mit Todesfolge analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass rund 50 Prozent dieser tödlichen Stürze aus Höhen bis fünf Metern erfolgt sind. Für die Simulationen haben wir uns für Sturzhöhen von drei, fünf und acht Metern entschieden. 

      Was haben Sie herausgefunden?
      Sei es ab drei, fünf oder acht Metern: Es besteht ein hohes Risiko, dass der Aufprall mit dem Kopf zuerst erfolgt. Demzufolge liegt die primäre Verletzungsgefahr bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma, was oft zu Invalidität oder zum Tod führt. Aber auch wenn der Aufprall auf den Rücken erfolgt, können schwerste Verletzungen wie zum Beispiel Querschnittlähmungen die Folge sein.

      Arbeitnehmende könnten doch «trainieren», auf den Füssen zu landen, und das Verletzungsrisiko zu minimieren.
      Eine sportliche, gut trainierte Person könnte vielleicht kontrolliert von drei Metern runterspringen und unverletzt auf den Füssen landen. Nur kommt es bei Arbeiten in der Höhe meistens zu einem unkontrollierten Absturz. Beispielsweise durch einen Dachdurchbruch oder durch Stolpern. Dass bei unkontrollierten Abstürzen die Folgen gravierend sein können, zeigen unsere Simulationen. Ein Absturz dauert sehr kurz. Bei drei Metern beispielsweise weniger als eine Sekunde. In dieser Zeit hat man keine Chance, den Aufprall zu beeinflussen.

      Inwiefern konnten Sie der Suva helfen?
      Wir liefern der Suva die Erkenntnis, dass das Einhalten der lebenswichtigen Regeln der einzige Weg ist, sich gegen die gravierenden Folgen von Abstürzen zu schützen. Es ist nun die Aufgabe der Suva, den betroffenen Branchen klar zu machen, dass das Missachten dieser Regeln einem russischen Roulette gleichkommt.

      Absturzopfer kämpft sich zurück ins Leben

      Werner Witschi hat sich nicht an die lebenswichtigen Regeln gehalten. Heute sitzt er wegen einem Dachdurchbruch im Rollstuhl. Erleben Sie in sechs Filmepisoden den langen Weg von Witschi zurück ins Leben.

      Infografik - Absturzunfälle in Zahlen

      Absturzunfaelle_d.png
      Absturzunfälle im Beruf
      PDF, 1.84 MB

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      Was haben Sie herausgefunden?
      Sei es ab drei, fünf oder acht Metern: Es besteht ein hohes Risiko, dass der Aufprall mit dem Kopf zuerst erfolgt. Demzufolge liegt die primäre Verletzungsgefahr bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma, was oft zu Invalidität oder zum Tod führt. Aber auch wenn der Aufprall auf den Rücken erfolgt, können schwerste Verletzungen wie zum Beispiel Querschnittlähmungen die Folge sein.

      Arbeitnehmende könnten doch «trainieren», auf den Füssen zu landen, und das Verletzungsrisiko zu minimieren.
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      Inwiefern konnten Sie der Suva helfen?
      Wir liefern der Suva die Erkenntnis, dass das Einhalten der lebenswichtigen Regeln der einzige Weg ist, sich gegen die gravierenden Folgen von Abstürzen zu schützen. Es ist nun die Aufgabe der Suva, den betroffenen Branchen klar zu machen, dass das Missachten dieser Regeln einem russischen Roulette gleichkommt.