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30. September 2019 | von Hanspeter Rast, Klaus E. Stadtmüller

Zusammenfassung Holzstaub und Berufskrankheiten/ Berufsunfälle im Forst

Gesundheitsgefährdungen durch Unfall und Berufskrankheit in Forst und Holz verarbeitenden Betrieben sowie die Gefährdung durch Holzstaub im Besonderen waren Thema eines Fortbildungstags der Suva Arbeitsmedizin.

Inhalt

Die Abteilung Arbeitsmedizin der Suva führt jährlich vier ganztägige Fortbildungen über arbeitsmedizinische Themen durch, die auch den externen Arbeitsmedizinern und interessierten Arbeitshygienikern offenstehen. Am 13.09.2018 fand die Fortbildung zu «Holzstaub und Berufskrankheiten/Berufsunfälle im Forst» in Luzern statt. Diese Themen erfahren in der medizinischen Fachliteratur nur selten Beachtung. Aus diesem Grund wird hier eine Zusammenfassung wiedergegeben.

In einem einleitenden Referat stellte Ph. Ritter, Leiter des Bereiches Holz- und Gemeinwesen der Suva, die Schwerpunkte der Arbeitssicherheit in der Forstwirtschaft und Holzverarbeitung vor. Die Branche zählt über 75'000 Vollbeschäftigte. Besonders hohe Risiken für Berufsunfälle werden bei der Forstarbeit festgestellt. Rund 180 Fälle von neuen Berufskrankheiten werden jährlich bei der Suva für diese Branche angemeldet. Etwa 40 % betreffen das Gehör, rund 20 % je das Atmungssystem und den Bewegungsapparat und 7 % die Haut. Als Schwerpunkte der Abklärungen und der Prävention wurden genannt: Atemschutz (gegen Holzstaub und insbesondere bei Schreinern auch immer noch gegen Asbest), Hautschutz (gegen Sonnenlicht im Freien, Beschichtungsmittel), körperliche Belastungen und Gehörschutz. Die Suva hat für die betroffenen Betriebe diverse Informationsmittel geschaffen.

U. Limacher aus dem gleichen Bereich der Arbeitssicherheit vermittelte einen Einblick in das Arbeitsumfeld der Beschäftigten in der Forstwirtschaft unter
besonderer Berücksichtigung von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Dabei ging er auch auf die unterschiedlichen Methoden der Holzernte ein, die je nach Geländegestaltung unterschiedlich sind. Spezifische Berufsbilder, wie Forstmaschinenführer, Seilkraneinsatzleiter, Forstwart und Förster wurden vorgestellt. Ihre Tätigkeit (mit unterschiedlicher Unterstützung durch die Mechanisierung) wurde auch mit einem Film visualisiert. Im sehr steilen Gelände können die körperlich harten Tätigkeiten nur noch mit Hilfe von Seilzügen oder Helikoptern bewerkstelligt werden.

Die ergonomischen Aspekte bei Forstarbeiten wurden von U. Kaufmann, Ergonom der Suva im Bereich Physik, dargestellt. Hohe Belastungen erklären sich durch Arbeitsweise, Gewicht der Arbeitsmittel und Sicherheitsausrüstung, aber auch die Beschaffenheit des Geländes. Als besondere Schwierigkeit wurde auch dargelegt, dass im späteren Berufsleben oft keine schonungsvollen alternativen Einsatzmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Der Anteil von Austritten wegen Invalidisierung ist vergleichsweise hoch.

Das Unfallgeschehen bei der Tätigkeit im Forst erläuterte R. Merz, Suva Abteilung Arbeitsmedizin. Im Forst ereignen sich jährlich ein bis zwei tödliche Berufsunfälle und rund ein Dutzend schwerste Unfälle. Häufige Ursachen sind Ausgleiten, Abgleiten, Abrutschen, Umfallen. Seltener auch «von Baumteilen getroffen werden», Rückschlag oder Verschüttung.

Wie man sich bei der Forsttätigkeit korrekt schützt, wurde sehr gut illustriert von R. Sacher von WaldSchweiz vorgestellt. Die mitgebrachten Schutzausrüstungen konnten auch selber getestet werden. Eine korrekte Schutzausrüstung schützt den Forstarbeiter unter anderem gegen Schnittverletzungen, Absturz und fallende Äste.

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©Vivi Schlünssen - Aarhus

Einen hervorragenden Überblick über die gesundheitlichen Auswirkungen von Holzstaub leistete Frau Professor V. Schlünssen vom Department of Public Health, University of Arhus und National Research Center for the Working Environment, Kopenhagen. Nach einer Übersicht über die Holzwirtschaft mit Schwerpunkten in Europa und Kanada sowie weltweit rund 13 Millionen Beschäftigten stellte sie holzstaubkorrelierte Gesundheitssymptome vor. Am häufigsten sind Beschwerden der oberen Atemwege, dann folgen – vielleicht etwas überraschend - bereits die toxisch und allergisch bedingten Hauterkrankungen. Viele vertiefende Informationen zum Thema finden sich unter [1+2]. Arbeitsmedizinisch nicht zu vergessen ist auch die krebserzeugende Wirkung des Staubs mancher Hölzer.

Mit Waldarbeit verbunden sind auch diverse Infektionskrankheiten und akute Reaktionen. F. Ineichen, Suva Abteilung Arbeitsmedizin, stellte wenig bekannte Gesundheitsprobleme durch ungewohnte Kontakte vor. Heftige Reaktionen an Haut und Atemwegen können Hautkontakte mit Pinien-Prozessionsspinnern oder Eichen-Prozessionsspinnern auslösen. Etwas häufiger sind in letzter Zeit Fälle von Tularämie (Hasenpest) in Schweizer Wäldern geworden. Ein bekanntes Problem bei Beschäftigten der Baumpflege ist auch der sogenannte Platanenhusten, und potenziell erkranken können Forstarbeiter mit einer Alveolitis bei Kontakt zu Bäumen, die an der Russrindenkrankheit leiden.

M. von Arx, Bereich Chemie, Suva, hat sein Referat dem Gesundheitsschutz durch Holzstäube in Schreinereien gewidmet. Für Holzstäube ist der Grenzwert bei 2 mg/m3 festgelegt, wobei für Holzstaub von Eiche/Buche die spezielle Notation bezüglich Krebsverursachung zu erwähnen ist. Aufgrund eigener Untersuchungen legte er dar, dass hohe Belastungen insbesondere im sogenannten Bank-Raum einer Schreinerei angetroffen werden. Ergänzend zu den Ausführungen des Arbeitshygienikers präsentierte M. Bossart, Bereich Holz- und Gemeinwesen, Massnahmen, um die Exposition gegenüber Holzstäuben in Schreinereien zu vermindern. Holzstaub ist nach Asbest die zweithäufigste Ursache für eine Berufskrankheit mit Krebserkrankung. Es braucht daher weiterhin eine Sensibilisierung für die Gefährdung durch Holzstaub in den holzverarbeitenden Branchen.

Eher wenig bekannt sind gesundheitliche Probleme in Zusammenhang mit der Produktion von Holzpellets. A. Moser, Bereich Holz- und Gemeinwesen der Suva, zeigte die von ihm und Arbeitskollegen festgestellten Gesundheitsprobleme auf. Zu unterscheiden sind die Gefährdungen in Silos für Restholz und in spezialisierten Werken zur Herstellung von Pellets. Besonders erwähnenswert ist die Gefährdung durch Inertgase, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid. Letzteres entsteht typischerweise durch Autooxidation beim Pressvorgang unter hohem Druck und erhöhter Temperatur.

K. Stadtmüller, Abteilung Arbeitsmedizin, Suva, stellte drei Personen vor, bei denen eine Eignungsbeurteilung vorzunehmen war. Davon waren zwei beurteilte Personen als Forstarbeiter und eine Person in der Holzwolleverarbeitung tätig. Es ging um die Problematik Epilepsie und Schwerhörigkeit bei Forstarbeitern und um eine inhalative Unverträglichkeit von Holzstaub. Solche Beurteilungen sind oft herausfordernd und können nur in Berücksichtigung der individuellen Situation getroffen werden.

Der interessante Fortbildungstag wurde von Frau C. Pletscher, Abteilungsleiterin Arbeitsmedizin, Suva, geschlossen. Sie stellte in ihrem Referat 100 Jahre Arbeitsmedizin in der Suva vor. Dabei spannte sie den Bogen von D. Pometta, dem ersten «Oberarzt» der Suva vom Jahr 1914 über Jahrzehnte hin bis zur heutigen Abteilung Arbeitsmedizin.

Weiterführende Literatur:

  1. www.wood-database.com
  2. Schlünssen et al.: Holzstaubexposition am Arbeitsplatz und Prävalenz einer spezifischen Sensibilisierung gegenüber Hölzern. Allergologie 2012; 35: 402-412

Korrespondenzadresse

Dr. med. Hanspeter Rast
Suva, Dermatologie/Venerologie und Arbeitsmedizin
Dr. med. Klaus Ernst Stadtmüller
Arbeitsmedizin

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