31. Dezember 2020 | von Edith Müller Loretz

Pensionierung von Claudia Pletscher, Abteilungsleiterin und Chefärztin Arbeitsmedizin

Frau Dr. med. Claudia Pletscher, Leiterin der Abteilung Arbeitsmedizin, wurde am 1. Oktober 2020 pensioniert. Sie blickt auf eine lange Karriere bei der Suva zurück, welche sie vor zwanzig Jahren als Arbeitsärztin für die Region Basel begann. 2008 übernahm sie die Leitung des Bereichs Arbeitsmedizinische Vorsorge, und 2012 wurde sie zur Chefärztin der Abteilung Arbeitsmedizin Suva gewählt.

Inhalt

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      Claudia Pletscher wurde 1957 geboren. Ihr Vater war zu diesem Zeitpunkt Pfarrer in Auenstein AG, bevor er mit seiner Familie nach Dietikon ZH umzog. Ab 1977 studierte Claudia Pletscher Humanmedizin an der Universität Zürich.

      Nach Abschluss des Studiums im Jahr 1983 promovierte sie zum Dr. med. mit der Dissertation «Amputationen im Hüftbereich» an der orthopädischen Universitätsklinik Balgrist in Zürich. Zwischen 1985 und 1993 besetzte sie verschiedene Assistenzarztstellen in der Chirurgie und Inneren Medizin des Kantonsspitals Glarus, in der Kinderklinik der Kantonsspitals Münsterlingen und im medizinischen Zentrum Bad Ragaz. Nach dem Erwerb des Facharzttitels in Allgemeinmedizin wirkte sie als Hausärztin in einer eigenen Praxis in Murg am Walensee. Gerne erzählte sie von dieser interessanten, aber auch strengen Zeit. Zu den Besonderheiten ihrer Tätigkeit gehörte zum Beispiel, dass sie auch in Quinten am gegenüber liegenden Seeufer Notfalldienst leistete – man muss wissen, dass Quinten nur per Boot erreichbar ist.

      Im Jahr 2000 entschloss sich Claudia Pletscher, eine neue Herausforderung anzunehmen und eine Stelle als Arbeitsärztin bei der Suva anzutreten. Dort war sie für die Region Basel zuständig. In Basel sind bekanntlich die grössten pharmazeutischen und chemischen Firmen der Schweiz ansässig. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dieser Firmen sind gegenüber zahlreichen potenziell gefährlichen Stoffen exponiert und werden deshalb regelmässig im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge der Suva untersucht. Claudia Pletscher erwarb sich so vertiefte Kenntnisse in der Vorsorge, im Biomonitoring, in der Toxikologie und im Umgang mit Grenzwerten. Grenzwerte am Arbeitsplatz werden in der Schweiz von der Suva (im Einvernehmen mit der Grenzwertkommission der Suissepro) erlassen. Claudia Pletscher interessierte sich sehr für dieses Spezialgebiet und war bis 2011 für das Grenzwertdossier zuständig. Ebenso wurde sie offizielles Mitglied der Schweizer Grenzwertkommission. Sie pflegte auf diesem Gebiet einen regelmässigen Austausch mit den Grenzwert-Gremien mehrerer Nachbarländer. Während ihrer Zeit als Arbeitsärztin erwarb sie zusätzlich zu ihrer Erstausbildung in Allgemeinmedizin auch den Facharzttitel für Arbeitsmedizin (2004).

      Im Jahr 2008 übernahm Claudia Pletscher die Leitung des Bereichs Arbeitsmedizinische Vorsorge, wo sie ihre Erfahrungen aus der Vorsorge in der Chemiebranche bestens einbringen konnte. Ziel der arbeitsmedizinischen Vorsorge ist die frühzeitige Erkennung und Verhütung von arbeitsbedingten Erkrankungen, die Erfassung von individuellen Risikofaktoren und die Beurteilung der Eignung von Arbeitnehmenden für bestimmte Tätigkeiten. Die Organisation der Untersuchungen der Arbeitnehmenden bedarf einer ausgeklügelten Logistik, sind doch Tausende von Betrieben bzw. Angestellten der arbeitsmedizinischen Vorsorge der Suva unterstellt. Als Claudia Pletscher ihre Stelle als Bereichsleiterin antrat, wurde noch sehr viel mit Papier gearbeitet; so mussten zum Beispiel alle von den Ärzten ausgefüllten Fragebögen von einem Sacharbeiter jeweils von Hand in den Computer eingegeben werden. Die Digitalisierung dieser Papierprozesse und die Schaffung eines elektronischen Portals für Betriebe, die Analysen beim Biologischen Monitoring und Prophylaxe-Ärzte stellten eine grosse Herausforderung während ihrer Zeit als Bereichsleiterin dar, die sie erfolgreich umsetzen konnte.

      Ende 2012 erfolgte die Wahl zur Chefärztin der Abteilung Arbeitsmedizin als Nachfolgerin von Marcel Jost. Die Abteilung Arbeitsmedizin umfasste damals neben dem zuvor von Claudia Pletscher geführten Bereich Arbeitsmedizinische Vorsorge die Bereiche Fachärztinnen und Fachärzte, Audiometrie und Support, wozu auch die Labore der Abteilung Arbeitsmedizin gehören.

      Gleich zu Beginn ihrer Funktion als Chefärztin durfte sie sich mit der Umsetzung des CT-Screening-Programms, welches das frühzeitige Aufspüren von Lungenkrebs bei ehemals asbestexponierten Personen zum Ziel hat, befassen. Im low dose CT lassen sich diese Veränderungen oft noch in einem kurativ behandelbaren Stadium nachweisen. Wesentlich häufiger als der Lungenkrebs tritt nach hoher Asbestexposition das maligne Pleuramesotheliom (Brustfellkrebs) auf. An ihm sterben in der Schweiz jedes Jahr deutlich mehr als 100 Personen. Eine kurative Behandlung steht hier noch nicht zur Verfügung. Für diejenigen Patienten mit Mesotheliom (bzw. deren Hinterbliebenen), für welche die Unfallversicherung nicht aufkommen kann, wurde ein Entschädigungsfonds geäufnet; an den Vorarbeiten für diesen Entschädigungsfonds arbeitete Claudia Pletscher als Vertreterin der Suva mit.

      Nach der Digitalisierung der wichtigsten Prozesse in der arbeitsmedizinischen Vorsorge standen weitere Neuerungen auf diesem Gebiet an. Verschiedene Vorsorge-Programme wurden neu ausgerichtet, einige auch gestrafft oder in einem neuen Ansatz durch Online-Befragungen ergänzt. Dazu gehörte auch die Neuausrichtung des Konzepts der Gehörschadenprävention. Ein weiterer Meilenstein war 2018 die Anschaffung von drei neuen Audiomobilen als Ersatz für die rund 30 Jahre alten, nicht mehr dem Stand der Technik entsprechenden Audiomobile.

      Ein weiteres grösseres Projekt betraf die Integration der Berufskrankheiten des Bewegungsapparates in die Abteilung Arbeitsmedizin. Diese Erkrankungen wurden bis anhin zu grossen Teilen von den Ärzten der Abteilung Versicherungsmedizin beurteilt. Claudia Pletscher setzte sich dafür ein, dass Berufskrankheiten, welche das muskulo-skelettale System betreffen, und die entsprechenden Belastungen am Arbeitsplatz von Arbeitsmedizinern abgeklärt werden.

      Ab 2003 engagierte sich Claudia Pletscher während rund 10 Jahren im Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin SGARM. Als Chefärztin erteilte sie Unterricht in Arbeitsmedizin an der Universität Bern und gehörte sie der Prüfungskommission für die Facharztprüfung an. Sie war Vertreterin der Arbeitsmedizin im Führungsgremium des Suva-Departements Gesundheitsschutz und in der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit EKAS. Auf internationaler Ebene engagierte sie sich in der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS), Sektion Chemie.

      Das wohl letzte Thema, dass Claudia Pletscher als Chefärztin und Abteilungsleiterin in grösserem Masse beschäftigte, waren die Massnahmen, welche im Zusammenhang mit der Covid-19-Krise eingeführt werden mussten. Ihre Pensionierung fällt denn auch mitten in diese Zeit.

      Die Geschäftsleitung der Suva dankt Claudia Pletscher für ihren grossen Einsatz für die Arbeitsmedizin in der Suva, wünscht ihr gute Gesundheit und viele schöne Wanderungen in ihrem geliebten Engadin.

      Edith Müller Loretz, Mitglied der Suva-Geschäftsleitung

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