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Sicher Bergwandern ist auch eine Frage der Planung

In den Bergen bewegst du dich auf ungewohntem Gelände, die Wettergeister sind unberechenbar, und du siehst dich einer Vielzahl von Eindrücken gegenüber. Da lohnt sich eine clevere Planung. Denn sie sorgt dafür, dass du nicht vom Weg abkommst, alles Nötige dabeihast und glücklich nach Hause zurückkehren kannst.

Dominique Schuetz
10.07.2024

Inhalt

      Kurz und bündig

      Beim Bergwandern verunfallen jedes Jahr rund 4000 Schweizerinnen und Schweizer schwer, mache sterben. Leichtere Verletzungen gehen in die Zehntausende. Häufige Ursache sind mangelnde Erfahrung, fehlende Informationen und eine überschätzte Fitness. 

      So bist du sicherer unterwegs:

      • Plane deine Wanderung sorgfältig, und rüste dich mit Karten aus.
      • Wähle nur Routen, die deiner Fitness entsprechen, und nimm dir Zeit für Pausen.
      • Trage solides Schuhwerk und konzentriere dich auf den Weg.

      Eine schlaue Planung ist die halbe Wanderung

      Häufige Ursache für Bergunfälle sind mangelnde Erfahrung, fehlende Informationen und eine ungenügende Fitness. Während Seniorinnen und Senioren eher ihre Kondition überschätzen, sind Unerfahrene und junge Menschen oft allzu sorglos und schlecht ausgerüstet in den Alpen unterwegs. Mit unseren Informationen und Tipps fällt es dir leicht, deine nächste Tour zu planen und dich wandergerecht auszurüsten.

      In diesem Beitrag behandeln wir folgende Themen:

      • Die Vorbereitung: Wanderroute, Wanderwetter, Karten
      • Bist du fit für deine Tour?
      • So riskierst du keine Ausrutscher: Konzentration auf den Weg, der Wanderstock
      • Die Ausrüstung: Schuhwerk, Kleidung, wichtige Kleinigkeiten
      • Das brauchst du unterwegs: Essen und Trinken, Sonnenschutz, Zeckenschutz
      • Unterwegs mit dem Hund
      • Weitere Tipps: Feuerstellen, Tiere, Muskelkater

      Die Vorbereitung

      Die Planung einer Wanderung ist nicht nur sinnvoll, sie vergrössert auch die Vorfreude auf die bevorstehende Tour. 

      Die richtige Wahl der Wanderroute

      Wenn du dich für eine Tour interessierst, informiere dich über den Schwierigkeitsgrad und heikle Passagen. Die Zeitangaben sind eine Richtschnur, die von deinem individuellen Wandertempo abhängt. Besser, du rechnest eine halbe Stunde oder mehr ein, damit du nicht mittendrin völlig ausser Puste bist oder plötzlich im Dunkeln stehst. Hinzu kommt die Zeit, die für Pausen brauchst. 

      Orientiere dich über mögliche Alternativrouten. Dies kann nützlich sein, falls du von einem Wetterumschwung betroffen bist oder deine Kräfte nicht mehr für den Rest der Wanderung ausreichen. Informiere Familienangehörige oder Freunde sowohl über deine ursprüngliche als auch über die Alternativroute und weiche nicht von diesen ab.

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      Wanderwetter oder doch nicht?

      Vor jeder Bergwanderung ein Muss: der Wetterbericht. Starte nie, wenn das Wetter unsicher ist. Zum einen sind Wetterumschwünge und Gewitter in den Bergen gefährlich, zum anderen macht das Wandern bei Regen und Nebel keine Freude. Kläre auch die aktuellen Bedingungen vor Ort ab: Oft liegt z.B. oberhalb von 1500 Metern selbst im Juni noch Schnee. Und bei starkem Wind ist es möglich, dass die Bergbahnen den Betrieb vorübergehend einstellen.

      Nie ohne Karte

      Zwar sind die meisten Wanderwege gut ausgeschildert, trotzdem kann es vorkommen, dass du sprichwörtlich am Berg stehst. Deshalb gehört eine Karte ebenfalls in deinen Rucksack. Lade die swisstopo-App herunter. Dort kannst du gratis Wanderkarten für die ganze Schweiz nutzen und deine Wanderroute ausdrucken. Das ist empfehlenswert, weil du auf abgelegenen Wegen und Pfaden häufig keinen Handyempfang hast.

      Gelber Wegweiser mit rotem Strich? Weiss-blaue Markierung? Falls die Signalisation der Schweizer Wanderwege für dich ein Buch mit sieben Siegeln ist: Auf der Webseite Alles zur Signalisation  findest du nützliche Infos, damit du einen Wegweiser richtig interpretierst und weisst, was die Wegmarkierungen bedeuten.

      Bist du fit für deine Tour?

      Laut einer umfassenden Studie der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu erfüllen viele die Grundbedingung in Sachen Fitness nicht. Es ist wichtig, dass du dich realistisch einschätzt. Wenn dir die Treppenstufen bis in den dritten Stock Mühe bereiten, dann beginne mit einer leichten und kurzen Tour, die keine besonderen Anforderungen an die Kondition stellt.

      Informiere dich vorab, ob eine Route als einfach, mittelschwer oder schwer eingestuft wird. Leicht heisst jedoch nicht unbedingt, dass du nicht ins Schnaufen kommst. Je nachdem, ob es gemütlich geradeaus geht oder ob der Weg bergauf verläuft, kommst du stärker ins Schwitzen und brauchst mehr Puste.

      Mehr zu den Bezeichnungen leicht, mittel und schwer erfährst du auf unserer Seite Wanderungen in der Schweiz.

      Unterwegs auf zwei Beinen und vier Pfoten

      Freut sich der Hund, freut sich der Mensch. Kaum ein Vierbeiner, der nicht gerne dabei ist, wenn du wandern gehst. Ausdauernd und neugierig erkunden die Fellnasen die Natur. Für alle, die sich mit ihrem Hund aufmachen möchten, gibt es zahlreiche geeignete Wanderwege. Fündig wirst du beispielsweise auf der Webseite hundefreundliche Wanderrouten  des Kantons Graubünden. Bergwelten  gibt dir Tipps, was dein Vierbeiner braucht, damit ihm das Wanderabenteuer ebenso viel Spass macht wie dir.

      So riskierst du keine Ausrutscher

      Verliere den Weg nie aus den Augen
      Du kennst das aus dem Alltag: Du schaust nicht nach unten und schon stolperst du über den Staubsauger oder über einen zu hohen Trottoirrand. In den Bergen kann ein Fehltritt gravierende Folgen haben. Deshalb konzentriere dich beim Gehen unbedingt auf den Weg und halte inne, um das Bergpanorama zu geniessen, Tiere zu beobachten oder Fotos zu machen. Schneefelder, Geröll und glitschige Stellen sind heikel und kosten Kraft. Gib dir Zeit und sei besonders vorsichtig. Wenn du auf den ausgeschilderten Wanderwegen bleibst, kommst du sicher ans Ziel.

      Der gute alte Wanderstock
      Er ist nicht nur wieder in Mode, sondern gibt dir auch Halt und entlastet deine Gelenke. Eine wichtige Technik beim Wandern besteht darin, dass sich dein Körperschwerpunkt über den Füssen befindet. Auch da hilft dir der Wanderstock, das besser zu kontrollieren. Wer einmal mit Stock gewandert ist, will ihn nicht mehr missen.

      Von Kopf bis Fuss gut ausgerüstet

      Schuhwerk, das nicht schlapp macht
      Turnschuhe und Flipflops sind auf einer Bergtour ebenso fehl am Platz wie Winterstiefel am Strand. Solide Trekking-, Hiking- oder Wanderschuhe sind ein wesentlicher Teil deiner Ausrüstung. Dank den Profilsohlen trittst du auf unebenem oder rutschigem Terrain sicherer auf. Der hohe Schaft stützt deine Knöchel, sodass du bei deinem Gang über Stock und Stein nicht umknickst – eine Verletzung, die bei unpassenden Schuhen oft vorkommt. Zudem ermüdest du weniger schnell.

      Kleidung, die dem Wetter trotzt
      Im Tal mag es dreissig Grad heiss sein, auf einem Zweitausender ist das Klima rauer und oft weht ein bissiger Wind. Deshalb gehören eine warme, wasserfeste und winddichte Jacke zur Grundausstattung. In höheren Lagen war schon manch einer froh um Mütze und Handschuhe. Bei sonnigem Wanderwetter schützen dich lange Ärmel, Kopf- und Nackenschutz sowie eine Sonnenbrille vor der UV-Strahlung. Bei starkem Schwitzen oder wenn es nieselt und alles feucht ist, greifst du gerne auf deine Ersatzkleider zu. Steck sie vor dem Einpacken in einen Plastiksack.

      Wichtige Kleinigkeiten
      Auch wenn Funklöcher drohen, dein Handy ist unentbehrlich. Allerdings nützt es nur wirklich etwas, wenn du es vorher ganz auflädst. Abgesehen davon ist es ärgerlich, wenn auf dem Gipfel der Akku leer ist. Eine kleine Notfallapotheke mit Desinfektionsmittel, Schnellverbänden und Blasenpflastern wiegt nicht viel und gehört ebenfalls ins Gepäck. Und natürlich darf das Sackmesser nicht fehlen.

      Das brauchst du unterwegs

      Verpflegung
      Nimm genügend Wasser, Tee oder verdünnte Fruchtsäfte mit und trink ausreichend. Der Expertentipp lautet: mindestens einen halben Liter pro Stunde. Einerseits ist das Bergwandern anstrengend, andererseits fällt das Atmen in der Höhe schwerer. Zwar kommst du auf fast allen Wandertouren an Bergrestaurants vorbei, trotzdem solltest du auf einem längeren Ausflug auch etwas Proviant dabeihaben – beispielsweise Äpfel, Gemüsesticks, Studentenfutter, Riegel und Vollkornsandwiches mit Frischkäse. 

      Höhensonne
      Lass dich nicht von der kühleren Bergluft täuschen, je weiter oben, desto stärker die Sonne. Fürs Gebirge ist ein Lichtschutzfaktor 50 angesagt. Creme dich wiederholt ein und vergiss die Ohren nicht. Mit einem Hut behältst du stets einen kühlen Kopf, die Sonnenbrille schützt deine Augen, und du wirst weniger geblendet.

      Zeckenschutz
      Zecken fühlen sich bis zu einer Höhe von 2000 Metern wohl. Damit dich die kleinen Tiere nicht stechen, trage helle Kleidung, die deinen Körper bedeckt. Wenn du mehr erfahren möchtest, auf unserer Seite Vorsicht, Zecken! findest du umfassende Infos.

      Weitere Tipps

      Feuerstellen
      Die Wanderwege in der Schweiz sind nicht nur gut ausgebaut, sie werden auch gewartet. Rastplätze, Bänke und Feuerstellen laden zum Verweilen ein. Es ist jedoch möglich, dass bei grosser Trockenheit ein Feuerverbot herrscht. Bitte befolge allfällige Warnschilder und prüfe beim Feuermachen, woher der Wind weht. Verwende zum Anzünden eine Zeitung und nie Flüssigbrennstoffe. Streichhölzer nicht vergessen.

      Tiere
      Bevor du den Gipfel erreichst, führt dich der Weg oft über Weiden. Da ist es durchaus möglich, dass du vor einer Kuh stehst. Grundsätzlich sind Kühe friedfertig und neugierig. Achte aber darauf, dass du die Tiere nicht erschreckst. Halte Abstand und geh langsam um die Kuh oder die Herde herum. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Mutterkühe mit ihren Kälbern dort grasen. Sie können aggressiv reagieren. Hebt und senkt eine Kuh ihren Kopf und scharrt sie mit den Hufen, ist das für dich das Zeichen, die Weide zu verlassen. Tu dies nicht überstürzt, sondern geh langsam rückwärts davon. Ähnliches gilt für eine Schafherde. Da ist es vor allem nicht ratsam, sich mit dem Schafbock anzulegen.

      Der verflixte Muskelkater
      Ein kühlender Kneippgang in einem Bergbach kann Wunder wirken. Auch wenn du 2,5 bis 3 Liter pro Tag trinkst, können sich die Muskeln schneller erholen. Je besser deine Fitness, desto weniger wirst du von Muskelkater und Muskelrissen geplagt. Mit unserem Fit-Programm kannst du dich auf die Wandersaison vorbereiten. Und wenn du das Programm regelmässig absolvierst, machst du auch auf der Skipiste eine gute Figur.

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