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24. Februar 2020 | von Esther Galliker

Unfallrisiko bei Schichtarbeit: Was Sie dagegen tun können

Ob beim Pharmariesen oder im Gleisbau: Schichtarbeit erhöht das Unfall- und Fehlerrisiko markant. Was die Gründe dafür sind und was Sie dagegen tun können.

Inhalt

      Schicht- und Nachtarbeit erhöhen das Fehler- und Unfallrisiko um ein Vielfaches: Wer in unregelmässigen Schichten arbeitet, teilweise auch während der Nacht, ist oft übermüdet. Die ständig wechselnden Tages- und Nachtarbeitszeiten wirken nämlich wie kleine Jetlags. «Wer übermüdet ist, hat während der Arbeit und in der Freizeit ein doppelt so hohes Unfallrisiko, als jemand, der ausgeschlafen ist», so Reto Etterli, Präventionsspezialist der Suva. Besonders hoch ist das Risiko zu verunfallen auf dem Heimweg. «Fährt man zum Beispiel nach einer Nachtschicht mit dem Auto übermüdet nach Hause, steigt das Unfallrisiko auf das Sieben- bis Achtfache».

      Nicht selten hängt Übermüdung auch mit Stress zusammen. Lesen Sie hier mehr zu Stress am Arbeitsplatz.

      Warum Schichtarbeit müde macht

      Verschiedene Gründe führen zur Übermüdung bei Schichtarbeit. In der Nacht arbeitet man gegen die «innere Uhr», der sogenannte zirkadiane Rhythmus wird gestört. Das heisst, der biologisch gesteuerte Schlaf-Wach-Rhythmus gerät durcheinander. Man muss also dann arbeiten, wenn die Hormone den Körper in den Ruhezustand versetzen und umgekehrt. Ausserdem ist die Qualität des Schlafes schlechter, wenn er verschoben wird auf den Tag oder unregelmässig stattfindet.
      Arbeitet man in Schichten, isst man zudem oft weniger gesund: Man hat unregelmässige Essenszeiten, isst in der Nacht meist kalte und ungesunde Snacks und konsumiert koffeinhaltige Süssgetränke oder Kaffee. Auch das führt häufig zu schlechterem Schlaf. 

      Wenn Sie schlecht schlafen, erhöht sich Ihr Unfallrisiko. Was Sie dagegen tun können, lernen Sie im Präventionsmodul «Gut schlafen – sicher leben».

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      Was können Sie als Mitarbeitende tun, um die Schichtarbeit zu optimieren?

      Schon einfache Veränderungen Ihres Verhaltens können sich positiv auf Ihre Gesundheit und das Unfallrisiko auswirken. Das sind die Tipps des Präventionsspezialisten:

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      Trinken Sie 1-2 Liter pro Tag, steigert die Konzentration.
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      Machen Sie spätestens nach einer Stunde eine kleine Pause, besonders wenn Sie repetitive Arbeiten ausführen.
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      Essen Sie trotz Schichtarbeit gesund und regelmässig. Möglichst zu den gleichen Zeiten wie bei Tagesarbeit. So nehmen Sie auch vermehrt am sozialen Leben der Familie teil.
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      Arbeiten Sie körperlich streng, essen Sie auch in der Nacht Warmes und Gekochtes. Gekühltes Essen raubt dem Körper noch mehr Energie.
      Machen Sie Pausen

      Wie können Sie als Unternehmen die Schichtarbeit Ihrer Mitarbeitenden optimieren?

      Auch als Unternehmen können Sie mit kleinen Veränderungen in der Arbeitsplanung und Arbeitsumgebung das Unfall- und Fehlerrisiko Ihrer Mitarbeitenden verringern. Reto Etterli gibt hierzu folgende Tipps. Am wichtigsten sind sinnvolle Schichtpläne:

      • Vermeiden Sie viele Wechsel verschiedener Schichten (z.B. früh, mittel, spät hintereinander).
      • Vermeiden Sie Schichtarbeit an mehr als fünf hintereinander folgenden Tagen und gewähren Sie nach Schichtarbeit mindestens zwei aufeinanderfolgende Freitage.
      • Je früher die Nachtschicht endet, desto besser. Kann man noch bei Dunkelheit zu Bett gehen, schläft man besser.
      • Begrenzen Sie die Schichtdauer auf maximal acht Stunden.
      • Gewähren Sie Ihren Mitarbeitenden regelmässige Pausen und ermöglichen Sie warme Mahlzeiten.
      • Betreuen und begleiten Sie Ihre Mitarbeitenden. Führen Sie z.B. präventive Massnahmen ein und regelmässige ärztliche Checks. 

      Lassen Sie sich von der Suva beraten und optimieren Sie die Arbeitsbedingungen Ihrer Mitarbeitenden in Schichtarbeit. Besuchen Sie gemeinsam das Präventionsmodul  «Schichtarbeit – sicherer und gesünder gestalten».

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      Ein Fall aus der Praxis: Schichtarbeit beim Pharmariesen

      Mitarbeitende in weissen Schutzanzügen stellen Hightech-Medikamente her. Sie passieren nicht weniger als vier Hygieneschleusen, bis sie an ihrem Arbeitsplatz sind. Trinkflaschen und Essen sind nicht erlaubt und es ist aufwändig auf die Toilette zu gehen, weil sie die Schutzkleidung aus- und wieder anziehen müssen. Die strenge Hygienevorschrift ist das Eine. Das Andere ist ein Arbeitsrhythmus in Schicht- und Nachtarbeit. Denn produziert wird rund um die Uhr. 
      Doch es läuft nicht in allen Schichten gleich gut. Die Mitarbeitenden in den Nachtschichten machen deutlich mehr Fehler, obwohl auch sie nach klar definierten Prozessen und Checklisten arbeiten. Um dies zu ändern, zieht das Pharma-Unternehmen die Suva zu Rate.
      Für die Spezialistinnen und Spezialisten der Suva ist der Fall schnell klar: Es ist die nächtliche Schichtarbeit, die sich negativ auf die Konzentration der Mitarbeitenden auswirkt. Hinzu kommt die Dehydrierung, sprich: die Mitarbeitenden trinken zu wenig, weil der Gang zum Pausenraum und zur Toilette aufgrund der Schutzkleidung umständlich und zeitraubend ist. Wer zu wenig Wasser im Organismus hat, wird müde und unkonzentriert.  
      Dies ist nur ein Beispiel unter vielen. Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco verrichten rund 20 Prozent aller Berufstätigen Schichtarbeit, 16 Prozent der Berufstätigen arbeiten auch in Nachtschichten.  

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