"benefit" 3_22 Rubrik "Schwerpunkt"
10. Oktober 2022 | von Jean-Luc Alt

Absenzenmanagement: eine enge Beziehung

Der Personalverleiher PEMSA führt mit Unterstützung der Suva ein Pilotprojekt durch, um das Unfallrisiko und Ausfalltage zu reduzieren. Diese Herausforderungen betreffen die Branche der Temporärarbeit ganz besonders.

Inhalt

      "benefit" 3_22 Rubrik "Schwerpunkt"

      Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In der Personalverleihbranche (70 C) gibt es doppelt so viele Ausfalltage wie in anderen Unternehmen. Laure Beauvais, Personalverantwortliche beim Personalverleiher PEMSA, sieht das Problem in der Dreiecksbeziehung zwischen dem Verleihbetrieb, dem Einsatzbetrieb und der temporär arbeitenden Person: «Diese Besonderheit stellt uns vor erhebliche Herausforderungen in Bezug auf die Prävention, die Arbeitssicherheit und das Absenzenmanagement. Der Einsatzbetrieb braucht unsere Mitarbeitenden schnell und intensiv. Auch wenn wir grossen Wert auf Information, Schulung und Schutzausrüstung legen, ist das Unfallrisiko in einer solchen Konstellation immer grösser.»

      Hauptakteure sensibilisieren

      Im gemeinsam mit der Suva lancierten Pilotprojekt definierten die beiden Projektpartner PEMSA und Suva zu Beginn jene Personen, die als Hauptakteure zu sensibilisieren sind. Dies sind die Personalberaterinnen und -berater. «Dann haben wir unsere Geschäftsleitung und unser Management miteinbezogen. Nur mit der bedingungslosen Unterstützung hat das Projekt einen Sinn. Und nur so kann es einen echten Einfluss auf die Absenzen haben», erklärt Laure Beauvais. Der Personalverleiher entwickelte sein Programm anhand dreier Schwerpunkte:

      • Prävention beginnt mit dem Einstellen der Mitarbeitenden.
      • Mitarbeitende identifizieren, die häufig abwesend sind, die Gründe dafür ermitteln und Massnahmen einleiten.
      • Konsequente und persönliche Beratung der abwesenden Mitarbeitenden bis zur Rückkehr an den Arbeitsplatz.

      Schulung und Information

      In Zusammenarbeit mit der Suva schulte PEMSA alle ihre Personalberaterinnen und -berater in der Westschweiz während eines halben Tags. Zum einen werden dabei die Grundsätze des Absenzenmanagements erklärt. Zum anderen wird aufgezeigt, wie wichtig ein gutes Verhältnis zu den Temporärarbeitenden ist. «Unsere Beraterinnen und Berater sind Multiplikatoren in Sachen Ausbildung und Information. Bei jeder Neueinstellung sind sie anwesend, um die notwendige persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung zu stellen und um zu kontrollieren, ob der Verleihbetrieb die Fähigkeiten und Kompetenzen der bewerbenden Person genügend prüft.»

      6 Schritte zu weniger Absenzen

      1. Commitment der Geschäftsleitung einholen
        Die Geschäftsleitung spricht Ressourcen und setzt klare Ziele aufgrund der Absenzdaten.
      2. Kennzahlen erfassen, auswerten und analysieren
        Aussagekräftige Absenzendaten sind die wichtigste Voraussetzung eines erfolgreichen Absenzen- und Gesundheitsmanagements.
      3. Richtig intervenieren im Absenzfall
        Die optimale Betreuung fördert die Genesung und die Wiedereingliederung.
      4. Ausbildung und Information der Führungskräfte
        Die vorgesetzten Personen müssen wissen, wie sie mit Abwesenheiten von Mitarbeitenden umzugehen haben.
      5. Mitarbeitende informieren
        Die Mitarbeitenden sollten die Absenzzahlen, die Ziele und das erwartete Verhalten im Absenzfall kennen.
      6. Prävention planen und umsetzen
        Präventionsmassnahmen leiten sich aus der Analyse der Absenzzahlen ab.

      Prävention und Sicherheit an erster Stelle

      Auf der Baustelle Pont-Rouge in Genf ist SPIE der Einsatzbetrieb. Er stellte für die Elektrik Temporärarbeitende von PEMSA ein. Antonin Petit, Bauleiter und verantwortlich für die Elektriker, meint: «SPIE legt enormen Wert auf die Unfallprävention und die Arbeitssicherheit. Bei der Zusammenarbeit mit Temporärarbeitenden müssen wir dem Verleihbetrieb vertrauen können. Obwohl PEMSA die Mitarbeitenden schon in Sicherheitsfragen geschult hat, absolvieren wir mit ihnen eine Grundausbildung in den lebenswichtigen Regeln und zeigen ihnen die Baustelle. Es ist für PEMSA sowie für uns selbstverständlich, dass die persönliche Schutzausrüstung getragen werden muss.»

      Persönliche Betreuung

      Die Prävention ist von grösster Bedeutung, um Unfälle und Ausfalltage zu vermeiden. Aber auch der regelmässige Kontakt zu den Temporärarbeitenden, das Evaluieren von Schulungen und Informationsveranstaltungen sowie die enge Betreuung von Temporärarbeitenden hat oberste Priorität, wenn Absenzen minimiert werden sollten. James Baud-Naly, Elektriker, wurde von PEMSA auf die Baustellen in PontRouge vermittelt: «Unsere Personalberaterin begleitet uns immer am ersten Arbeitstag auf die Baustelle. Sie besucht uns regelmässig und kennt alle Mitarbeitenden. Dadurch ist unsere Beziehung enger und wir fühlen uns unserer Firma zugehörig, besonders wenn wir für andere Unternehmen arbeiten.»

      Unsere Mitarbeitenden: das wertvollste Gut

      Unsere Mitarbeitenden: das wertvollste Gut PEMSA verfolgt den Grundsatz, dass jeder Unfall einer zu viel ist. So überwacht PEMSA die Arbeitssituationen, fordert ihre Mitarbeitenden heraus und belohnt diejenigen, die bei der Arbeit und in der Freizeit keine Unfälle haben. Jede Unfallmeldung geht auch in die Direktion. Dazu gehört ein Verbesserungsvorschlag, damit sich diese Situation nicht wiederholen kann. «Wichtig ist auch eine enge und gesunde Zusammenarbeit mit den Einsatzbetrieben. Wir überlegen zurzeit, einen Sicherheitsbeauftragten einzustellen. Dieser sollte auf die Arbeitssicherheit unserer Temporärarbeitenden achten und bei Bedarf auch im Einsatzbetrieb intervenieren, damit diese die erforderlichen Sicherheitsmassnahmen durchsetzen. Schliesslich leihen wir ihnen unser wertvollstes Gut: unsere Mitarbeitenden. Sie verdienen höchste Arbeitssicherheit», betont Laure Beauvais.

      Bruno Guscioni, Präventionsberater, Suva

      «Das Absenzenmanagement ist eine der Grundlagen der Prävention und die Suva hat beschlossen, auch Personalverleihbetriebe (70 C) in diesem Prozess zu begleiten. Nach einer Situationsanalyse erarbeiten wir mit dem Unternehmen ein Absenzenmanagement, das auf die Struktur des Unternehmens und die Besonderheiten der Branche abgestimmt ist. Wir sind sicher, dass es die von PEMSA eingeführten Massnahmen ermöglichen, nicht nur die Absenzen zu senken, sondern auch Unfälle zu verhindern sowie die Mitarbeitenden zu unterstützen und an sich zu binden.»

      Absenzenmanagement reduziert Häufigkeit und Dauer der Ausfälle. Auf der Website der Suva bekommen Sie viele konkrete Handlungsanweisungen.

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