Aus dem Koma zurück ins Leben
Stephan Strebel arbeitete als Zimmermann, als er durch ein Unterdach vier Meter in die Tiefe stürzte. Trotz dem schweren Schädel-Hirn-Trauma kämpft er heute wieder im Ringkeller.
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Jenny Strebel war am Brote schmieren, als an diesem Sommertag im Jahr 2016 das Telefon klingelte. Der Arbeitgeber ihres heutigen Ehemanns erklärte ihr, dass Stephan Strebel einen Arbeitsunfall hatte. «Der Lappi, dachte ich zuerst», erinnert sich Jenny Strebel, «wir wollten doch ans Festival.» Als man ihr sagte, dass die Rega mit Strebel ins Unispital fliege, wurde ihr die Schwere des Unfalls schlagartig bewusst. Im Spital bereitete man sie auf das Schlimmste vor: «Sie sagten mir, dass Stephan auf einem sehr schmalen Grat wandere und auf beide Seiten fallen könne.»
Wieder ringen
Stephan Strebel kann sich weder an den Unfall noch an die Zeit danach im Spital erinnern. Seine erste bewusste Wahrnehmung hatte er etwa fünf Wochen nach dem Unfall, als er in die Rehaklinik in Bellikon kam. «Ich wusste sofort, dass ich meine Leidenschaft – das Ringen – nicht aufgeben will.» Dieser sportliche Ehrgeiz hat ihm wohl geholfen, nicht aufzugeben. Bevor er aber überhaupt an ein Training denken konnte, musste Strebel wieder lernen seinen Körper zu koordinieren und auch die Sprache musste er erst wiederfinden. Eng an seiner Seite war seine Frau. Jenny Strebel reduzierte vorübergehend ihr Arbeitspensum: «Mir war es wichtig, dass ich ihn täglich besuchen konnte.»
«Seit dem Unfall treffe ich immer wieder auf Hürden, die ich überwinden muss.»
Stephan Strebel, 33 Jahre
Sobald Strebels Zustand etwas stabiler war, zog es ihn zurück in den Ringkeller. «Schon bald holten mich meine Ringerkollegen jeweils in Bellikon ab, damit ich das Training als Zuschauer verfolgen konnte.» Dann durfte er wieder in den Kraftraum. Heute, drei Jahre nach dem Unfall, trainiert Strebel wöchentlich. «Im Alltag habe ich immer noch Konzentrationsschwierigkeiten und wenn ich müde bin, finde ich die Worte schlechter», sagt er. Beim Ringen habe es diese Probleme nie gegeben. «All die einstudierten Bewegungsabläufe waren einfach da.»
Zurück zur Arbeit
Nach einem Jahr konnte Strebel die Rehaklinik verlassen. Nun musste er im Arbeitsleben wieder Fuss fassen. «Als Zimmermann konnte und wollte ich nicht mehr arbeiten.» Im Paraplegikerzentrum Nottwil hat er sich ein Praktikum als Rehatechniker ergattert. Weil er auch hier mit vollem Einsatz und Ehrgeiz an die Arbeit geht, kann er im Frühjahr mit einer Ausbildung starten.
Das Zusammenwirken aller Beteiligten
Ein schwerer Unfall verändert das Leben eines Menschen radikal. Die Chance auf Heilung und Wiedereingliederung wächst markant, wenn die Betroffenen frühzeitig und kompetent betreut werden. Wir unterstützen eine möglichst rasche Rückkehr in den Alltag in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber, dem Patienten und dessen persönlichem Umfeld.