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Ein Jahr Suva-Ratspräsident: Fragen zur ersten Zwischenbilanz

Andreas Rickenbacher präsidiert seit Juni 2024 den Suva-Rat. Seit 2023 war er bereits als Bundesvertreter im obersten Führungsgremium der Suva tätig. Wir wollten von Andreas Rickenbacher wissen, wie er die Suva in seinem ersten Präsidialjahr erlebt hat, welche Herausforderungen anstehen und wo er Schwerpunkte setzen möchte.

Arabelle Frey
13.06.2025
ca. 3 min

Inhalt

      Wie haben Sie die Suva angetroffen?

      Bereits als Mitglied des Suva-Rates hatte ich einen sehr guten Eindruck von diesem einzigartigen Unternehmen. Nun durfte ich in den vergangenen zwölf Monaten als Präsident viele Menschen und Projekte kennenlernen. Und, meine Begeisterung für diese urschweizerische Institution ist noch viel grösser geworden: Alle Mitarbeitenden, welche ich kennenlernen oder auch nur auf dem Weg in die Kantine kreuzen durfte, arbeiten mit grossem Engagement für die Suva. Die Geschäftsleitung und die weiteren Führungspersönlichkeiten führen dieses Unternehmen sehr professionell, seriös und vorausschauend. Das Resultat ist eine innovative Suva, welche im Interesse der Kunden und Versicherten finanziell und organisatorisch hervorragend aufgestellt ist. Gerade in der aktuell turbulenten Weltlage wird die Suva zu einer Art «Fels in der Brandung».

      Was haben Sie im ersten Amtsjahr gelernt, wie können Sie sich einbringen?

      Gelernt habe ich, dass die Suva sehr vielfältig aufgestellt ist: Von der Prävention, über die Kundenbetreuung und Schadenbearbeitung bis zur Rehabilitation in unseren Kliniken. Diese Vielfältigkeit macht die Suva zu einem einzigartigen Unternehmen. Einbringen kann ich mich mit meiner langjährigen Erfahrung in der Führung von Organisationen der öffentlichen Hand und von grossen Unternehmen der Privatwirtschaft wie der BKW AG oder der Aebi Schmidt Gruppe. Hilfreich sind sicher auch mein Flair für Innovation und mein politischer Hintergrund als früherer Regierungsrat, der die Mechanik der Politik und Öffentlichkeit gut versteht. Mein Ziel ist es, mit diesem Erfahrungshintergrund ein konstruktiver Sparringpartner für die Geschäftsleitung zu sein.

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      Andreas Rickenbacher, Präsident Suva-Rat

      «Seit ich den Suva-Rat präsidiere ist meine Begeisterung für diese urschweizerische Institution noch viel grösser geworden.»

      Was ist das Besondere an der Führungsstruktur der Suva – worin unterscheidet sie sich von anderen Unternehmen?

      Das Besondere ist die sozialpartnerschaftliche Führung der Suva als selbstverwaltete Anstalt des öffentlichen Rechts, welche gleichzeitig erfolgreich nach betriebswirtschaftlichen Regeln geführt wird. In der strategischen Führung der Suva ist es immer wieder nötig, den Ausgleich der Interessen zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden zu finden. Dies geschieht immer mit der Prämisse, das Beste für das Unternehmen und seine Beständigkeit herauszuholen. Diese Aufgabe ist nicht immer einfach, motiviert mich aber sehr. Meine früheren und aktuellen Tätigkeiten in der Privatwirtschaft und der öffentlichen Verwaltung helfen mir dabei.

      Als Präsident von «Switzerland Innovation» ist Innovation für Sie ein wichtiger Treiber für Verbesserungen, wo bleibt bei der Suva mit klarem gesetzlichen Auftrag Raum für Innovation?

      Die Schweiz ist international gesehen mit einem enormen Wohlstand gesegnet, von dem wir alle profitieren. Dieser ist jedoch nicht zufällig entstanden und auch nicht auf alle Ewigkeiten garantiert. Der internationale Konkurrenzkampf ist hart, die aktuelle geopolitische Lage komplex und neue Akteure drängen auf die Märkte. Die Schweiz kann ihren Wohlstand nur verteidigen, wenn wir alle offen und innovativ sind. Daher kann man die Innovation nicht einfach an die Forschungsinstitute, Universitäten oder Privatunternehmen delegieren. Nein, auch Institutionen wie die Suva müssen ihre Produkte und Prozesse immer wieder innovieren, um effizient, effektiv und resilient zu bleiben. In meinem ersten Jahr als Präsident habe ich diesbezüglich einen sehr guten Eindruck gewonnen: Die Suva ist in vielen Bereichen der Digitalisierung führend, was 2024 durch die Auszeichnung mit einem Innovationspreis belegt wird.

      Wo sehen Sie künftig die grössten Herausforderungen und wo möchten Sie Schwerpunkte setzen?

      Die Kunden, das heisst die versicherten Betriebe, die Versicherten und die Mitarbeitenden stehen ganz klar im Fokus. Die Herausforderung für die Suva besteht darin, veränderte Bedürfnisse dieser drei Anspruchsgruppen und die generell sich ändernden Rahmenbedingungen rechtzeitig zu erkennen – und mit geeigneten Massnahmen proaktiv darauf zu reagieren. Dabei werden wir selbstverständlich unsere führende Position in der Digitalisierung – zum Nutzen der Kunden – halten und ausbauen wollen.

      Die Schweiz erlebt wirtschaftlich und gesellschaftlich bewegte Zeiten. Was gibt Ihnen die Zuversicht, dass die Suva auch in Zukunft wie ein «Fels in der Brandung» für ihre Versicherten da sein kann?

      Entscheidend für mich sind die Menschen: Ich habe in den vergangenen zwölf Monaten sehr viele motivierte, vorausschauende und hart arbeitende Menschen bei der Suva kennenlernen dürfen. Dies gibt mir die Zuversicht, dass unsere Institution solide aufgestellt ist und die Herausforderungen bestehen wird. Ergänzt wird dies durch den klaren Willen der Führungspersönlichkeiten der Suva, dieses Unternehmen betriebswirtschaftlich solide und mit Fokus auf Innovation zu führen.

      Die Schnittstelle zwischen Öffentlichkeit und Wirtschaft kennt Andreas Rickenbacher seit vielen Jahren:

      • Vor seiner Zeit als Berner Regierungsrat und Volkswirtschaftsdirektor von 2006 bis 2016 war der ausgebildete Betriebswirtschafter als Unternehmer und Unternehmensberater tätig.
      • Seit 2016 engagiert sich Andreas Rickenbacher als professioneller Verwaltungsrat von Unternehmen, welche zum Teil in der Öffentlichkeit stehen wie der BKW AG oder der Aebi Schmidt Gruppe.
      • Seit vielen Jahren ist Innovation für ihn eine Herzensangelegenheit, unter anderem als Mitgründer und Präsident der Stiftung Switzerland Innovation oder als Verwaltungsratspräsident dem Technologie-Innovationszentrum, der CSEM AG.

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