Das GHS-Gefahrensymbol «Gesundheitsschädigend». Es zeigt einen menschlichen Oberkörper, der sich zersetzt.
17. November 2023 | von Regula Müller

CMR-Stoffe: Handeln, bevor es zu spät ist

Viele Industriezweige arbeiten mit CMR-Stoffen und -Zubereitungen. Dass es sich dabei um krebserregende (C), mutagene (M) und reproduktionstoxische (R) Stoffe handelt, wissen die wenigsten. Das Erkennen und der Umgang damit ist aber lebenswichtig.

Inhalt

      CMR-Stoffe sind allgegenwärtig

      Ein rotes Warnviereck mit einem sich zersetzenden Oberkörper macht auf die gefährlichen CMR-Stoffe aufmerksam. Befindet sich dieses Gefahrenpiktogramm (GHS08) auf einem Gebinde, das im Betrieb verwendet wird, ist Vorsicht geboten. Das GHS08-Piktogramm weist auf chronische Gesundheitsgefahren hin. Solche Stoffe kommen nicht nur in der chemischen, pharmazeutischen und biotechnologischen Industrie vor – sie sind vor allem im produzierenden Gewerbe bei der mechanischen Bearbeitung und Reinigung sowie in der Veredelung von Kunststoff- und Metalloberflächen im Einsatz oder beispielsweise im Bestattungswesen weit verbreitet.

      Krebserregend, mutagen, reproduktionstoxisch

      Das Heimtückische daran: Stoffe mit CMR-Eigenschaften können über lange Zeit verwendet werden, ohne dass akute Krankheiten auftreten. So braucht es etwa für eine berufsbedingte Krebserkrankung in der Regel eine langandauernde Exposition gegenüber einer kanzerogenen Substanz. Dabei ist das Krebsrisiko umso grösser, je höher die über die Jahre aufgenommene Menge des CMR-Stoffes ist. Da sich Krebs oft sehr langsam entwickelt, kann es Jahre oder gar Jahrzehnte dauern, bis erste Symptome auftreten.Der Zusammenhang zwischen Exposition und der erst sehr viel später auftretenden, möglichen Erkrankung ist oft nur schwierig zu erkennen. Darum sind beruflich bedingte Krebserkrankungen wahrscheinlich viel häufiger, als es die Zahl der gemeldeten Verdachtsfälle vermuten lässt. 

      Betriebe kennen die Gefahr nicht

      Bei einer schweizweiten Untersuchung verschiedener Industriezweige stellte die Suva 2021 fest, dass in neun von zehn Betrieben reproduktionstoxische Stoffe eingesetzt werden. Drei Viertel aller Betriebe hatten mit krebserregenden Stoffen und ein Viertel mit mutagenen Stoffen zu tun. Allerdings waren sich zwei Drittel der untersuchten Betriebe der Gesundheitsgefahr durch die verwendeten CMR-Stoffe nicht bewusst. In drei Vierteln aller besuchten Betriebe wurden die Mitarbeitenden nicht darüber informiert, dass sie mit gefährlichen CMR-Stoffen arbeiten.

      Identifizieren von CMR-Stoffen

      Um Gefahren aus dem Weg zu räumen, müssen CMR-Stoffe oder Zubereitungen, die CMR-Stoffe enthalten, zuerst erkannt werden. Dabei gelten zwei Voraussetzungen: CMR-Stoffe oder -Zubereitungen tragen auf dem Etikett das GHS08-Piktogramm; und sie enthalten im Abschnitt 2 des jeweiligen aktuellen Sicherheitsdatenblattes eine der folgenden Gefahren (Hazards, H-Sätze): H350, H351, H340, H341, H360 oder H361. Dazu ist es notwendig, die aktuelle Fassung des Sicherheitsdatenblattes (SDB) vorliegen zu haben. In einem veralteten SDB fehlen unter Umständen aktuelle Massnahmen oder wichtige Informationen.

      Massnahmenplanung nach dem STOP-Prinzip

      Beim Umgang mit CMR-Stoffen gilt das STOP-Prinzip: Es sollten Alternativen gesucht werden, um die gefährlichen CMR-Stoffe durch ungefährlichere Produkte zu ersetzen. Ist eine Substitution des CMR-Stoffes durch ein weniger gefährliches Produkt bei gleicher Anwendung nicht möglich, so sind technische, organisatorische und persönliche Schutzmassnahmen zum Gesundheitsschutz beim Umgang zu definieren.
      Das Sicherheitsdatenblatt gibt Auskunft über geeignete technische Massnahmen zum Gesundheitsschutz. Eine technische Massnahme wäre beispielsweise das direkte Absaugen der CMR-Stoffe am Einsatzort. Eine geeignete organisatorische Massnahme ist, die Anzahl der Mitarbeitenden, die mit den CMR-Stoffen in Berührung kommen, zu minimieren. Die notwendigen persönlichen Schutzmassnahmen wie Masken oder Handschuhe werden ebenfalls im Sicherheitsdatenblatt der Herstellerin beschrieben. CMR-Stoffe können über die Atmung, die Haut oder den Magen-Darm-Trakt – zum Beispiel beim Essen oder Rauchen mit verschmutzten Händen – in den Körper gelangen. Getroffene Schutzmassnahmen beim Umgang mit CMR-Stoffen müssen deshalb all diese Aufnahmewege berücksichtigen.

      Mitarbeitende instruieren

      Involvierte Mitarbeitende müssen über die Massnahmen zum Gesundheitsschutz und zur Ersten Hilfe beim Umgang mit diesen Stoffen jederzeit instruiert sein.

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