Arbeiten am hängenden Seil: Alles Wichtige zur Ausbildung
Die Arbeit am hängenden Seil stellt hohe Anforderungen an jene, die sie ausführen. Deshalb dürfen Sie für diese Arbeiten nur speziell geschulte Fachkräfte einsetzen. Hier erfahren Sie, wie das dreistufige Ausbildungskonzept funktioniert und wie Sie Arbeiten am hängenden Seil sicher ausführen.
Inhalt
Kurz und bündig
Arbeiten am hängenden Seil sind sehr anspruchsvoll. Um Unfälle zu vermeiden, beachten Sie folgende Regeln:
- Führen Sie Arbeiten am hängenden Seil nur dann aus, wenn keine anderen Schutzmassnahmen mit geringeren Risiken möglich sind.
- Setzen Sie nur Personal ein, das der Aufgabe entsprechend ausgebildet und mindestens 18 Jahre alt ist.
- Beachten Sie stets auch die äusseren Einflüsse wie Wind, Regen, Hitze oder Kälte.
Weshalb eine Ausbildung erforderlich ist
Arbeiten am hängenden Seil werden auch als Seilzugangs- und Positionierungsverfahren (SZP) bezeichnet und sind eine Tätigkeit unter Einsatz eines belasteten Arbeitsseils. Dabei bewegt sich eine Person mit oder am gespannten Seil fort und positioniert sich ohne stabilen Stand an einer Struktur. Solche Einsätze sind anspruchsvoll, weshalb eine spezielle Ausbildung Voraussetzung ist.
Die verschiedenen Levels
In der Schweiz folgt die Ausbildung international etablierten Standards und ist in drei funktionsbezogene Stufen unterteilt:
- Level 1: Mitarbeiterin oder Mitarbeiter
- Level 2: Teamleaderin SZP oder Teamleader SZP
- Level 3: Projektleiterin SZP oder Projektleiter SZP
Jede Stufe umfasst einen mindestens fünftägigen Kurs und schliesst mit einer Prüfung ab. Um die erworbenen Kompetenzen und Fachkenntnisse zu aktualisieren und weiter zu vertiefen, müssen diese Fachkräfte im Abstand von maximal drei Jahren eine Fortbildung absolvieren. Auch Ausbildnerinnen und Ausbildner mit Level 3 müssen sich regelmässig weiterbilden. Die Vorgaben dazu formuliert der Verband.
Level 1: Mitarbeiterin oder Mitarbeiter
Im Basiskurs wird ihnen das nötige Grundlagenwissen vermittelt. Behandelt werden Seilzugangstechniken (SZP), Gesetze, Material, Normierungen und Rettung nach unten.
Befähigung
Dies befähigt sie zu Einsätzen mit der SZP-Technik. Dabei dürfen sie sich am Seil in verschiedene Richtungen bewegen. Zudem sind sie in der Lage, am hängenden Seil eine einfache Rettung nach unten durchzuführen.
Level 2: Teamleaderin SZP oder Teamleader SZP
Um an diesem Kurs teilzunehmen, ist der erfolgreiche Abschluss der Level-1-Prüfung Voraussetzung. Der Level 2-Kurs vermittelt Wissen zur Anwendung von erweiterten Arbeits- und Zugangstechniken (z.B. das Erstellen horizontaler Seilsysteme und das Umsteigen innerhalb unterschiedlicher Systeme). Weitere Themen sind unter anderem die System-Einrichtung, die Grundlagen von Kraftfluss und Verankerungstechnik oder auch die richtungsunabhängige Rettung.
Befähigung
Wie Level 1. Zusätzlich berechtigt das Level 2 zur Führung und Überwachung eines Teams und zur Installation von Seilsystemen und Verankerungen. Pro Arbeitsplatz bzw. Team muss eine Person mit Level-2-Ausbildung anwesend sein.
Level 3: Projektleiterin SZP oder Projektleiter SZP
Bedingung für diesen Kurs ist der erfolgreiche Abschluss der Level-2-Prüfung. Der Kurs der Stufe 3 beinhaltet erweitertes Wissen in den Bereichen System-Planung, Projektleitung, Kraftfluss, Gefährdungsermittlung und Risikomanagement.
Befähigung
Wie Level 1 und 2. Zusätzlich können Projektleiterinnen und Projektleiter SZP baustellenspezifische Sicherheitskonzepte analysieren, planen, bemessen, führen und erstellen. Es ist nicht zwingend, dass ständig eine Fachkraft mit einer Level-3-Ausbildung vor Ort anwesend ist.
Informationsmaterial zum Thema
Auf unserem Factsheet Arbeiten am hängenden Seil haben wir die wichtigsten Informationen zur Technik des Seilzugangs- und Positionierungsverfahrens (SZP) und zum Ausbildungskonzept in handlicher Form zusammengefasst.
Anerkennung ausländischer Ausbildungen
Die Ausbildungen folgender Anbieter sind in der Schweiz anerkannt: IRATA (Grossbritannien), FISAT (Deutschland), SPRAT (Australien, USA) und France Travaux sur Cordes (Frankreich).
Ausbildungsinstitutionen
Schweizweit bieten mehrere Institutionen eine Ausbildung in der Seilzugangstechnik an. Weil die Anbieter über einen gewissen Freiraum verfügen, bauen sie zuweilen Spezialfachgebiete in ihr Ausbildungskonzept ein. Das können beispielsweise Kurse in den Bereichen Natur- oder Chemiegefahren, Schweissarbeiten, Vertiefung Statik oder Rigging sein. Prüfen Sie allenfalls, ob sich ein Anbieter besonders gut für Ihre Branche eignet.
Diese Anbieter im In-und Ausland führen Ausbildungen durch:
- www.4000arbeitssicherheit.ch (SBV)
- www.asretc.org (ASRETC)
- www.fisat.de (FISAT)
- www.irata.org (IRATA)
- www.seilarbeit-schweiz.ch (Seilarbeit Schweiz)
- www.seilparks.ch (Verband Schweizer Seilparks)
- www.shrv.ch (SHRV)
- www.sprat.org (SPRAT)