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«Wir waren einfach füreinander da»

Was kann ich tun, wenn eine mir sehr nahestehende Person verunfallt? Viel, so die Meinung der Freundin und der Eltern von Bobfahrer Sandro Michel.

Text: Stefan Joss; Fotos: Thomas Egli
07.07.2025
ca. 3 min

Inhalt

Sandros Unfall prägte nicht nur sein eigenes Leben. Auch für seine Angehörigen veränderte sich von einem Moment auf den anderen alles. «Ich hatte nie Angst um Sandro, wenn er am Bobfahren war», sagt seine Freundin Sina Halter. «Umso geschockter war ich, als ich von seinem Unfall erfuhr». 

Erleichterung kam für sie erst Tage später im Spital in Dresden, als Sandro nicht nur ansprechbar war, sondern sogar Witze machte.

Da sein und zuhören

In der Rehaklinik Bellikon besuchte Sina ihren Freund fast täglich. «Ich sagte ihm immer wieder: Du kannst mit mir über alles reden. Ich höre dir zu.» Gleichzeitig musste sie selbst lernen, mit Unsicherheiten umzugehen. «Schon die Treppenstufen zu unserer Wohnung schienen unüberwindbar», erinnert sich Sina. Dass sie dabei von Sandros Familie und von ihrem eigenen Umfeld getragen wurde, gab ihr viel Kraft.

Gemeinsam durchhalten

Auch Sandros Eltern Susi und Bruno Michel erlebten die ersten Tage nach dem Unfall intensiv. «Es gab so viel zu tun, wir funktionierten einfach», erzählt Bruno. Susi ergänzt: «Als wir vom Unfall erfuhren, kamen unsere Tochter Rilana und Sina zu uns nach Hause und wir waren einfach füreinander da. Das tat sehr gut.» Am übernächsten Tag fuhren sie gemeinsam nach Dresden.

Nicht allein gelassen

Für die Eltern war der Case Manager der Militärversicherung, Labinot Neuhaus eine grosse Hilfe. Er übernahm die vielen administrativen Fragen. «Wir wären dazu nicht in der Lage gewesen», so Bruno Michel. Beeindruckt hat die Familie zudem die Unterstützung des Bobverbands Swiss Sliding.

Gestärkt aus der Krise

Während Sandro in Bellikon gesundheitliche Fortschritte machte, organisierte sich die Familie weiter. Besonders wertvoll empfanden die Eltern, dass Rilana und Sina regelmässig vor Ort waren.

Heute schauen Freundin und Eltern mit Respekt auf Sandros Weg zurück. «Wir bewundern seine Hartnäckigkeit und Geduld», sagt Susi. Für Sina hat der Unfall viel verändert: «Wir sprechen offener darüber, was uns beschäftigt. Das hat unsere Beziehung gestärkt.»

Tipps von Sina Halter

  • Sich selbst nicht vergessen: Wenn du dich um eine verunfallte Person kümmerst, vergiss nicht, auch gut zu dir selbst zu sein. Gönne dir Dinge, die Spass machen und dir Energie geben. 
  • Kommunizieren: Findet gemeinsam heraus, wann die Person über den Unfall sprechen will, wann nicht und richte dich danach. 
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Sandro wurde stark unterstützt von seiner Freundin Sina.

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Wer nach einem Unfall im Spital ist, freut sich über jede Aufmunterung. Seien Sie deshalb für Betroffene da und bieten Sie Hilfe an. Sie unterstützen damit die Genesung und Wiedereingliederung.
Wiedereingliederung: Da sein hilft

Tipps von Susi und Bruno Michel

  • In der Familie zusammenstehen: Kommt nach einer solchen Schreckensnachricht in der Familie zusammen und stützt euch gegenseitig. Uns hat das sehr gutgetan. 
  • Nicht reinschwatzen: Lasst die verletzte Person ihre eigenen Ziele verfolgen. Das Umfeld soll sie in dem unterstützen, was sie erreichen möchte. 
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Sandros Eltern Susi und Bruno Michel durchlebten emotionale Zeiten und waren für ihren Sohn da. 

Mehr Stimmen zum Thema

Dass Sandro Michel so rasch wieder auf die Beine kam, verdankt er auch seinem Umfeld. Die Suva lässt neun Personen zu Wort kommen und fragt nach Tipps.

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