Heikle Wirbel: So heben Sie richtig
Lasten heben gehört zum Alltag – im Beruf wie im Privatleben. Gesundheitliche Schäden lassen sich schon mit wenigen Massnahmen vermeiden. Clevere Arbeitgeber beugen daher vor – mit Investitionen, die sich lohnen.
Inhalt
Richtig heben und tragen
Unter Umgang mit Lasten finden Sie mehr Informationen, Checklisten und Tipps.
Sein Bestes geben, im Job richtig anpacken, Tag für Tag. Das ist das tägliche Brot von Millionen Arbeitstätigen in der Schweiz. In der Industrie, im Handwerk, in der Pflege, ja selbst im Büro: Überall werden Lasten gehoben, getragen, gezogen oder geschoben. Bandscheiben, Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder werden dabei enormen Kräften ausgesetzt. Ob dies zur gesundheitsschädlichen Belastung wird, hängt von vielen Faktoren ab. Wie lange und wie oft tun wir, was wir tun? Wie schwer sind die Lasten? Welche Hilfsmittel setzen wir ein? In welcher Körperhaltung arbeiten wir? Heben, schieben, stemmen und stossen wir richtig? Erschweren Faktoren wie räumliche Enge oder Arbeiten über Kopf unser Tun? Wie fit und leistungsstark sind wir – in unserem Alter und in unserer individuellen Körperverfassung?
Fakt ist: Viele Arbeiten belasten uns – bis sie uns überlasten. Starke einseitige Kraftaufwendung, Drehbewegungen der Wirbelsäule unter Last, tiefes Bücken, stete Steharbeit, monotone repetitive Bewegungsfolgen, Arbeiten über Kopf oder langes Verharren in einer Körper(zwangs)haltung (auch stundenlanges Sitzen) hinterlassen Spuren.
Doch Bandscheiben haben keine Schmerznerven. Sie merken und melden nicht, wenn sie falsch belastet, abgenutzt und geschädigt werden – bis sie überlastet sind, reissen oder aus ihrer Position rutschen. Dann schreien die von ihnen unter Druck gesetzten Nerven auf – Hexenschuss, Bandscheibenvorfall. Die Schmerzwahrnehmung kommt erst, wenn der Schaden schon da ist!
10 Tipps für richtiges Heben und Tragen
- Hebehilfen einsetzen und Schutzkleidung tragen
- Eine oder mehrere Personen zu Hilfe holen
- Auf freie Sicht und Wege achten
- Lasten sicher und mit beiden Händen greifen
- Lasten gleichmässig anheben, auf vollständigen Bodenkontakt der Füsse achten
- Lasten auf beide Körperhälften verteilen
- Lasten eng am Körper heben
- Beim Anheben gerade stehen: erst die Last anheben, dann den Körper drehen
- Lasten mit geradem Rücken tragen
- Lasten ohne grosse Höhenunterschiede und ohne Drehbewegungen absetzen
3,3 Milliarden Kosten pro Jahr
Physische Belastung mit Fehlhaltung ist ein Hauptgrund für muskuloskelettale Beschwerden – also Beschwerden des Bewegungsapparats. Diese verursachen geschätzt einen Drittel aller Absenzen von Mitarbeitenden. Rund 670 000 Arbeitnehmende leiden an berufsmitbedingten Beschwerden des Bewegungsapparats – und fehlen im Schnitt während drei Arbeitstagen pro Jahr. Die resultierenden rund zwei Millionen Ausfalltage kosten die Arbeitgeber gut zwei Milliarden Franken. Berücksichtigt man zudem die Kosten für eingeschränkte Leistungsfähigkeit und allfällig nötige Personalwechsel (eine Neueinstellung kostet im Schnitt einJahressalär), summieren sich die durch berufsbedingte muskuloskelettale Beschwerden verursachten Kosten auf 3,3 Milliarden Franken – pro Jahr!
Besonders gefährdet sind naturgemäss Menschen mit physisch anspruchsvollen Jobs – etwa Pflegende. Von diesen leiden 71 Prozent unter Rückenschmerzen. Es verwundert daher nicht, dass die Pflegebranche, in der 11 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten, die höchste Zahl krankheitsbedingter Absenzen sowie 56 Prozent Berufsausstiege bei den über 50-Jährigen ausweist.
Investitionen zahlen sich aus
Für Arbeitgeber gilt: Kaum eine Investition erzielt einen direkteren und nachhaltigeren Return on Invest (RoI) als solche, die auf Arbeitserleichterung zielen. Geld, das für Hilfsmittel, für moderne, nach ergonomischen Gesichtspunkten gestaltete Arbeitsplätze und Schulungen bezüglich rückenschonender und sicherer Arbeitstechniken ausgegeben wird, klingelt quasi direkt wieder in der Kasse – in Form vermiedener Ausgaben für Absenzen, Umschulungen, Frühpensionierungen und Neueinstellungen.
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Konkrete Hilfe von der Suva
Arbeitgeber und Vorgesetzte sind daher gut beraten, regelmässig zu prüfen, wie stark ihre Mitarbeitenden belastet werden – und zu evaluieren, wo Verbesserungspotenzial brachliegt.
Zur ersten raschen Abklärung dient der «Arbeitsplatzcheck körperliche Belastung» der Suva (unten zum Download). Offenbart dieser Handlungsbedarf, sind konkrete Abklärungen und Arbeitsplatzanalysen angezeigt. Weiterführende Informationen finden Sie unter Körperliche Belastungen.