Berufsasthma, Silikose und andere Lungenerkrankungen
Luftschadstoffe am Arbeitsplatz wirken zwangsläufig auf die Lunge ein und können diese schädigen. Dominierte einst die Staublunge, ist heute das Berufsasthma die häufigste beruflich bedingte Lungenerkrankung. Erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Krankheitsbilder der Lunge und über die Reizstoffe.
Inhalt
Kurz und bündig
Beruflich bedingte Lungenerkrankungen haben sich im Lauf der Jahrzehnte verändert. Während früher etwa die Silikose – verursacht durch Quarzstaub – im Vordergrund stand, stellen heute andere Stoffe und Belastungen eine Herausforderung dar. Besonders das Berufsasthma gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Auf dieser Seite erhalten Sie:
- einen Überblick über die Entwicklung und Erfolge bei der Bekämpfung berufsbedingter Lungenerkrankungen
- Informationen zu aktuellen Risikofaktoren am Arbeitsplatz
- Hinweise auf typische Auslöser von Berufsasthma
Die Lunge – ein sensibles Organ
Durch den Atmungsprozess stehen wir in ständigem Kontakt mit der uns umgebenden Atmosphäre. Während eines Arbeitstages durchströmen rund 10 m3 Luft unsere Atemwege, bei körperlicher Arbeit auch mehr. Entstehen am Arbeitsplatz durch Arbeitsstoffe oder Arbeitsprozesse Stäube, Dämpfe oder Gase, ist die Lunge diesen hilflos ausgesetzt.
Zwar verfügt der Atemtrakt über Mechanismen, um Schwebeteilchen in der Atemluft abzuscheiden, sehr kleine Teilchen können jedoch bis in die tiefen Lungenregionen eindringen. Sie werden als lungengängig bezeichnet und haben besondere Relevanz. Gase und Dämpfe passieren den Atemtrakt gänzlich ungehindert.
Wenn die Lunge allergisch reagiert
Das Risiko für eine beruflich bedingte Lungenkrankheit wird massgeblich durch die gefährdenden Eigenschaften (z.B. reizend, allergisierend) der einwirkenden Stoffe sowie deren Konzentration und Einwirkungsdauer bestimmt. Oft spielen zusätzlich ausserberufliche Faktoren (wie etwa vorbestehende Atemwegsprobleme oder Rauchen) eine Rolle.
Bestimmte Erkrankungsprozesse schreiten selbst nach Beendigung der Einwirkung weiter voran. Auch bei vermeintlich reaktionsträgen Stoffen ist eine biologische Wirkung nicht auszuschliessen, wenn sie als Staub oder Faser lungengängig vorliegen und im Atemtrakt ausreichend beständig sind. Beispiele dafür sind Quarz und Asbest.
Erfolge bei der Bekämpfung von Lungenkrankheiten
Bis in die Sechziger- und Siebzigerjahre wurden nach Einwirkung von fibrogenen Stäuben sehr häufig Staublungen als Berufskrankheit registriert – vor allem die durch Quarzstaub verursachte Silikose. Die Zahl der anerkannten Silikosen hat von jährlich über 300 neuen Fällen Ende der Sechzigerjahre auf heute weniger als 20 Fälle pro Jahr massiv abgenommen. Zu diesem Erfolg haben vor allem technische und personenbezogene Schutzmassnahmen sowie die arbeitsmedizinische Vorsorge beispielsweise im Untertagbau, in Steinbrüchen und Kieswerken beigetragen.
In ähnlicher Weise sind Staublungen, die durch Asbeststaub verursacht wurden, massiv zurückgegangen. Am häufigsten werden heutzutage noch Pleuraplaques auf einem Röntgenbild als Marker für eine frühere Asbestexposition festgestellt. Pleuraplaques sind fast immer ohne Krankheitswert.
Zu bösartigen Tumoren durch Asbest finden Sie auf unserer Seite Krebs weitere Informationen.
Neue Herausforderung: das Berufsasthma
Heute ist das Berufsasthma neben den Asbesttumoren die wichtigste beruflich bedingte Lungenkrankheit. Pro Jahr werden durchschnittlich rund 50 Fälle von allergisch oder chemisch-irritativ bedingtem Asthma bronchiale als Berufskrankheit anerkannt. Gelegentlich gehören dazu auch Fälle von RADS (Reactive Airway Dysfunction Syndrome oder auch irritant induced Asthma). Diese Lungenerkrankung erfolgt nach einmaliger hoher Exposition gegenüber atemwegsreizenden Stoffen.
Die Auslöser
Die Stoffe, die ein Berufsasthma auslösen können, sind vielschichtig.
Im Vordergrund stehen:
- Mehl- und Getreidestäube
- Backzusätzen wie Amylase
Es folgen organische Stäube wie:
- Isocyanate (Härter von Polyurethan-Lacken, -Klebern oder -Schäumen)
- Holzstaub
- Epoxidharze
- Metalle
- Farben
- Kühlschmiermittel in der Metallindustrie
Seltener wurden in den letzten Jahren Fälle von exogen-allergischer Alveolitis (auch Hyersensitivitätspneumonitis), beispielsweise im Rahmen einer Farmerlunge oder Befeuchterlunge als Berufskrankheit gemeldet und anerkannt.
Ein weiteres häufiges Gesundheitsthema sind Formen der allergischen und chemisch-irritativen Entzündung der oberen Atemwege, insbesondere nasale Obstruktion und Rhinitis.